Die Zeit der Karolinger

© Werner Robl und Peter Klink

 

 

Ein Prunkbild im Aachener Krönungsevangeliar, aus der Zeit vor 800

Das Bild stellt den Evangelisten Johannes dar. Zur Werkgeschichte verweisen wir auf die Beschreibung in der Online-Enzyklopädie Wikipedia.


Einzeichnung von Werner Robl nach dem Entwurf von Peter Klink

Auch wenn die Pergamentseite nach 1200 Jahren inzwischen etwas verzogen ist, so lässt sich doch eindeutig erkennen, dass der Entwurf auf einem auf dem Kopf stehenden Planungspentagramm beruht, dessen rechte Spitze direkt in die linke Thronlehne des Heiligen hineinprojiziert wurde (siehe Kreis rechts unten). Mit diesem Pentagramm und den daraus abgeleiteten Linien korrelieren zahlreiche Bezugspunkte des Bildes. Schwerpunkt des zentralen Pentagramms ist, wie auch bei etlichen Darstellungen des Renaissance, der Schoß der Hauptfigur.

 

 

Die Pfalzkapelle Kaiser Karls des Großen in Aachen (um 800 n. Chr.)

Die Kapelle der Aachener Kaiserpfalz gilt als das bedeutendste Gebäude der sog. karolingischen Renaissance. Es war Karl der Große persönlich, der zwischen 795 und 803 n. Chr. diesen Kirchenbau als sein geistiges Zentrum und Herrschaftssymbol in Aachen errichten ließ. Heute ist die Pfalzkapelle umgeben von mehreren Anbauten aus späterer Zeit. Dazu zählt die nach Osten ausladende, gotische Chorhalle und ein unregelmäßiger Kapellenkranz. In seiner Einheit repräsentiert das Gebäudeensemble heute den zum UNESCO-Kulturerbe gehörenden "Aachener Dom".

Wir konzentrieren uns im Folgenden auf den Zentralbau - die karolingische Pfalzkapelle. Es handelt sich um einen mehrstöckigen Kuppelbau mit oktogonaler Basis, welcher im Untergeschoss von einem Umgang 16-eckigen Außenbegrenzung umgeben ist. Bei einem solchen Baukonzept, das sich aus dem Vielfachen der geraden Zahl 32 ergibt, ist kein Platz für Pentagon und Pentagramm, die sich mit der 5 aus einer ungeraden Primzahl ergeben. So könnte man auf den ersten Blick hin meinen.

Doch weit gefehlt. Denn der karolingischen Baumeister versteckte das Pentagramm nicht im Grundriss, sondern vielmehr im Aufriss der Pfalzkapelle. Sämtliche Stockwerkhöhen und Fluchten (blaue Linien) ergeben sich aus dem Fünfersymbol, wie folgende Darstellung erklärt:


Einzeichnung von Werner Robl

Wir denken, dass sich bei dieser klaren Disposition jeder weitere Kommentar erübrigt. Es ist ein weiteres Mal der Beweis geführt, dass die aus der Frühzeit der Menschheit herkommende pentagonale Geometrie auch im Frühmittelalter eine ungebrochene Tradition aufweist, also für die Christenheit und ihre Kirchen adaptiert worden ist.

Doch selbst der Grundriss des Aachener Doms ist nicht ganz ohne Pentagramm, wenn man genau hinsieht. Dies gilt zumindest für den gotischen Marienchor aus dem 15. Jahrhundert. Hier ist auf den ersten Blick hin erkennbar, dass er über einem Pentragramm entworfen wurde, aus dem sich der Halbkreis der Chorapsis und weitere Baulinien ergeben. Damit ist am Aachener Dom der Beweis geführt, dass die Pentagramm-Methode von der Dombauhütte bis ins 16. Jahrhundert hinein weitergegeben worden war!


Einzeichnung von Werner Robl

 

 

Das Oratorium von Germigny-des-Prés an der Loire

Wir wechseln vom größten karolingischen Kirchenbau zu einem der kleinsten: Es handelt sich um das Oratorium des Bischofs Theodulf von Orléans in Germigny-des-Prés, nahe an der Loire und am berühmten Kloster Fleury gelegen. Der gebildete Theodulf war Kanzler und Berater Karls des Großen. Errichtet wurde das Oratorium zwischen 803 und 806 n. Chr., zunächst private Hauskapelle des Bischofs. Später wurde es zum Chorraum einer größeren, ebenfalls noch karolingischen Kirche umgestaltet. Trotz seiner Kleinheit ist das Oratorium genauso penibel durchkonstruiert wie die Aachener Pfalzkapelle; es weist aber im zentralen Baukörper, der in Form eines griechsichen Kreuzes gestaltet ist, nur eine Kantenlänge von ca. 13 Metern auf. Wie in Aachen erhebt sich über diesem Untergeschoß ein zweistöckiger Kuppelbau. Angebaut sind 3 sehr regelmäßig geformte Apsiden im Osten und 2 Conchen im Norden und Süden. Über die einstige Westpartie der ursprünglich freistehenden Kapelle kann heute nur spekuliert werden, sie fiel der Erweiterung zur Pfarrkirche zum Opfer, deren Chorraum die Kapelle noch heute bildet.  Dieses Kirchenschiff ist im Vergleich zum Theodulfbau von weitaus geringerer Bauqualität.


 

Auch dieses Oratoirum ist sowohl dem Grundriss als auch dem Aufriss nach perfekt mit dem Pentagramm durchkonstruiert. Es folgt zunächst der Grundriss. Die sich ergebenden Fixpunkte, aus denen sich die rechteckigen Baulinien ergeben, sind blau markiert, die zugrunde liegenden Pentagramme rot.

 

Im Aufriss legt ein Zentralpentagramm die wesentlichen Stockwerkshöhen fest. An einem Unterpentagramm an der Spitze wird deutlich, wie sich die feineren Baulinien und Bögen ableiten. Entsprechend lassen sich auch die unteren Bögen sowie die Seitenkapellen definieren, doch haben wir der Übersicht halber auf eine Einzeichnung verzichtet. Kein Zweifel: Der karolingische Baumeister von Germigny-des-Prés hat mit einer Fülle von Pentagrammen den gesamten Bau in der Horizontalen wie in der Vertikalen konstruiert, er war von der Pentagramm-Architektur bis ins Innerste durchdrungen. Mit diesem Konzept und den Proportionen des Goldenen Schnitts wurde aus diesem Bethaus ein Gebäude von höchster Harmonie und Vollkommenheit!

 

 

Ludwig der Fromme um 825 n. Chr.

Bild und Bildanalyse von Peter Klink

Ludwig der Fromme (778-840 n. Chr.) war der Sohn Karls des Großen, König der Franken und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs.

Eine idealisierte Darstellung dieses Herrschers, dem es am Ende nicht mehr gelang, das riesige Herrschaftsgebiet seines Vaters zusammenzuhalten, findet sich in einem Figurengedicht eines berühmten Zeitgenossen, des Fuldaer Abtes und Mainzer Erzbischofs Hrabanus Maurus. Das Bild war als Frontispiz dessen Schrift "De laudibus sanctae crucis" von 825/26 nachträglich vorgebunden worden. Das wertvolle Manuskript befindet sich heute unter der Sigle Vat. Reg. lat. 124, f4v. in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.

Peter Klink hat den Bildaufbau entschlüsselt und dabei die führende Funktion des Kreuzes und eines darüber konstruierten Pentagramms erkannt. Es folgen an dieser Stelle seine Bilder ohne weiteren Kommentar:

 

 

 

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