Das assyrische Großreich

© Werner Robl

 

 

Ninive - die Hauptstadt des Assyrischen Reichs (ca. 1800-609 v. Chr.)

Bilder und Text von Werner Robl

Ninive war über viele Jahrhunderte die Hauptstadt des Assyrischen Reichs (von ca. 1800 bis - 609 v. Chr.) ; als solche wurde es selbst in der Bibel mehrfach erwähnt. Am linken Ufer des Tigris innerhalb der Stadt Mossul gelegen, war die frühantike Stadt unter dem alten Regime jahrelang Ziel von Ausgrabungskampagnen, in deren Folge auch große Teile der Stadtmauer und einige Stadttore restauriert wurden. Heute unterliegt die Stätte der Gewaltherrschaft des Islamischen Staates und hat möglicherweise bereits wieder größere Zerstörungen erfahren.

Der Ort von Ninive ist schon seit der Jungsteinzeit besiedelt, zur höchsten Blüte gelangte die Stadt etwa ab dem 1. Jahrtausend v. Chr.; sie soll bereits damals mehr als 120000 Einwohner aufgewiesen haben! Um 700 v. Chr. entstand unter König Sanherib (704-681 v. Chr.) eine monumentale Stadtmauer mit einer Gesamtlänge von 12 Kilometern und zahlreichen Toren!

Der Aspekt von Ninive um 650 v. Chr - Rekonstruktion.

Wir wissen, dass auch im assyrischen Reich die pentagonale Geometrie beherrscht wurde, denn unter den Tontafeln des Königs Assurbanipal (668-632/27 v. Chr.), die heute im British Museum von London ausgestellt werden, finden sich zahlreiche Bildmotive aus dem Leben des Königs, welche über Pentagrammen aufgerissen wurden. Diesen Kunstwerken haben wir ein eigenes Kapitel gewidmet.

Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis stellt sich nun die Frage, ob auch der Stadtgrundriss von Ninive die von Peter Klink wiederentdeckten Planungsprinzipien aufweist - via Lichtachsen und Pentagrammene.

Es folgt eine Übersicht des Stadtgrundrisses von Ninive mit unseren Einzeichnungen.

Einzeichnungen von Werner Robl

Zu den Sonnwendachsen:

In Bereich der nordwestlichen Stadtmauer, die hier im rechten Winkel abknickt, war Ninive ähnlich wie die Zikkurat von Ur und der Tempel beim Zikkurat von Uruk ausgerichtet (siehe oben). Ob es sich hier um die bei Stadtgründung gültigen Lichtachsen handelt, müssen wir offen lassen.

Wenn man dem Plan der antiken Stadt die heute gültigen Sonnwendachsen unterlegt - dargestellt sind im Bild die Sonnenauf- und -untergangsachsen zur Zeit der Wintersonnenwende als orange Linien (komplementär dazu die Achsen zur Zeit der Sommersonnenwende) - dann bieten sich durchaus markante Bezugspunkte:

Unsere Erachtens sind diese Bezüge der Stadtmauer und ihrer Tore zu den Sonnwendachsen allein wegen ihrer Menge kein Zufall. In den Grundriss der Stadt müssen demnach Überlegungen über die günstigste Nutzung des Lichtes eingeflossen sein. Leider kennen wir heute nur wenige Straßenzüge der antiken Stadt; das gesamte Raster der Straßen hätte diesen Eindruck sicherlich untermauert.

Zur pentagonalen Planung der Stadt:

In der Tat lässt sich ein zentrales Planungspentagramm aufspannen, welches die wichtigsten Stadtmauerzüge in der Nordhälfte der Stadt definiert. Der wichtigste Messpunkt der Stadt, der zugleich dem westlichen Innenwinkel des Pentagramms entspricht, liegt im geistlichen und weltlichen Herrschaftszentrum der Stadt auf dem Hügel "Kujundschik". Die genaue Lage (oranger Punkt in der Karte) war für uns wegen des Maßstabs obiger Abbildung leider nicht zu definieren, aber entweder befand sich der Messpunkt an der Südecke des "Nabu-Tempels" oder an der Nordecke des "Assurbanipal-Palastes" oder zwischen diesen beiden Hauptgebäuden. Die Pentagrammlinie, die zum gegenüberliegenden Innenwinkel verläuft, ist zugleich auch die Sonnwendachse (Sonnenaufgang 21.06./Sonnenuntergang 21.12).

Vom Hauptpentagramm und einem westlichen Nebenpentagramm aus lassen sich zahlreiche markante Punkte der Stadt definieren:

Neben diesen Hauptpunkten lassen sich noch weitere Peilpunkte definieren, deren Aufzählung im Einzelnen wir uns an dieser Stelle sparen.

Summa summarum:

Die Stadt Ninive wurde als Metropole des assyrischen Reichs von ihren Planern exakt nach den von Peter Klink wiederentdeckten Kritierien der historischen Stadtplanung entworfen - und das vor mehr als 2500 Jahren!

 

 

Die Alabaster-Reliefs des Königs Assurbanipal (um 650 v. Chr.)

 

Die Planung der assysrischen Hauptstadt Ninive (ca. 1800-609 v. Chr.) anhand von Lichtachsen und Pentagrammen haben wir bereits im Kapitel "Das Pentagramm in prähistorischen Städten und Stätten" vorgestellt.

Der Engländer Sir Austen Henry Layard (1817-1894) war der berühmteste Ausgräber der Stadt Ninive im 19. Jahrhundert. In den Jahren 1849 bis 1851 legte er auf dem Hügel "Kujundschik" im ehemaligen Palast des Königs Sanherib (705-680 v. Chr.) zahlreiche Räume frei - mit insgesamt 3 km langen Reliefwänden aus Hunderten von Alabaster-Tafeln. Ein Teil dieser Reliefs stammt allerdings nach Meinung der Kunsthistoriker nicht von König Sanherib selbst, sondern von seinem Enkel Assurbanipal. Im Palast des Königs Assurbanipal (668-632/27 v. Chr.), genauer gesagt in der Palastbibliothek, gelang Sir Layard obendrein die Bergung von 22000 Tontafeln in assyrischer Keilschrift, darunter auch des gesamten Bibliothekskalatoges. Dieser unermessliche Sprach- und Schrift-Schatz ist inzwischen entschlüsselt.  Sämtliche Funde befinden sich heute im British Museum in London.

Folgende Darstellungern stammen aus den Zyklen zur "Königlichen Löwenjagd" Assurbanipals. Die Alabaster-Reliefs gliedern sich in 3 Sektionen: Die "kleine Löwenjagd" besteht aus 1,58 m hohen Platten, die "große Löwenjagd" aus 1,6 m hohe Platten und "Löwenjagd"  aus 65 cm hohen Platten. Ursprünglich zierten diese Reliefs die Wände verschiedener Stockwerksebenen.

 

Es folgt zunächst das berühmte Relief, auf welchem König Assurbanipal höchstpersönlich einen Löwen erlegt - mit einem Lanzenstoß in dessen Maul.

Wie unschwer zu erkennen ist, zeigt sich die gesamte Szenerie über eine Reihe von Pentagrammen wechselnder Ausrichtung aufgerissen, die von rechts nach links auf leicht ansteigender Gesamtachse platziert sind. Unzählige Strukturen, z. B. alle Lanzen, die Pfeile, die Körperachsen, Körperkonturen und Beinstellungen, selbst die Satteldecke des Pferdes leiten sich von diesen Pentagrammen ab. Wir haben die jeweiligen Bezugslinien an den wichtigsten Stellen  in rosa Farbe herausgehoben.

 

Dasselbe gilt für den folgenden Bildausschnitt mit 2 gefallenen Kriegern, hinter denen als Zeichen des Lebens 3 Bäume in divergierender Richtung sprossen. Diese Bäume, aber auch einzelne Körperpartien der Toten und die Lanze des lebenden Kriegers zur Linken folgen ebenfalls der Geometriedas Pentagramms.

 

In der folgende Szene stirbt ein Löwe, von drei Pfeilen am Rückemark getroffen und in der unteren Körperhälfte querschnittsgelähmt. Auch hier hat ein Pentagramm mit seinen Nebenpentagrammen alle wichtigen Linien vorgegeben: die Körperachse des Tieres, die Pfeile im Nacken und im unteren Rücken des Tiers, den Kopf und die Stellung der rechten Vorderpranke (bgl. rosa Linien).

 

Wir sind uns dessen sicher:

Würden wir alle 3 km zusammenhängenes Relief mit Hunderten von Szenen analysieren, ergäben sich an Ende vermutlich Hunderte von Planungspentagrammen. Das Pentagramm gestattete wie zu allen Zeiten auch den Künstlern des assyrischen Großreichs eine möglichst harmonische Bilddarstellung mit Implementierung des Goldenen Schnitts. Das Prinzip der pentagonalen Geometrie war demnach in der bildenden Kunst der Assyrer bestens verankert!

 

 

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