Das alte Ägypten

© Werner Robl

 

Das Pentagramm in der ägyptischen Kunst des 2. und 3. Millenium v. Chr.

 

Die sogenannte Narmer-Palette stammt aus Hierakonpolis in Oberägypten und schmückte einst als Weihegabe den dortigen Horustempel. Die Palette besteht aus poliertem Schiefer und ist ca. 64 cm groß.

Die folgende Abbildung zeigt die Rückseite der Palette und das Bildmotiv, bei dem König Narmer sich anschickt, einen Feind mit der Keule zu erschlagen. Die Stierköpfe am oberen Ende verleihen dabei dem König einen göttlichen Status. Diese Art der Siegerpose eines Königs oder Pharaonen ist sozusagen der Prototyp für unzählige ähnliche Darstellungen, nicht nur in Ägypten, sondern z. B. auch im Zweistromland. Man vgl. hierzu die akkadische Naram-Sîn-Stele weiter unten.

König Narmer gilt sozusagen als der Urvater aller Pharaonen: Er war der Begründer der 1. von insgesamt 31 altägyptischen Herrscherdynastien (nach anderer Lehrmeinung letzter Vertreter der 0. Dynastie). Die Palette, die ihn ehrt, stammt noch aus der Zeit vor 3000 v. Chr.; sie ist also eines der ältesten Bildreliefs der Welt.

Bei der Gravur dieser Palette entsteht der Eindruck, dass sie bereits über ein Pentagramm konstruiert wurde, welches auch die Gesamtdimension der Palette beschreibt. Wichtige Achsen der dargestellten Körper werden mit den Pentagrammlinien (rot in folgender Abbildung) und Parallelverschiebungen derselben (rosa Linien) beschrieben. Besonders auffällig ist die Stellung des linken Armes Narmers, der einen Keil in den Kopf des Gegners treibt und exakt den 108°-Pentagrammwinkel beschreibt.

Narmer-Palette.

Folgende Elfenbein-Plakette von nur 4,5 x 5,4 cm Größe stammt aus der Grabkammer des Pharaonen mit dem Thronnamen Chasti und dem Horusnamen Den. Als Vertreter der 1. Dynastie regierte er etwa zwischen 2870 bis 2820 v. Chr.. Die Grabkammer befindet sich in Abydos in Oberägypten. Das Täfelchen, das ursprünglich an den Sandalen der Königs angebracht gewesen sein soll und deshalb auf der Rückseite ein Paar Sandalen darstellt, befindet sich heute unter dem Namen "MacGregor-Plakette" im British Museum in London und gilt als archäologische Sensation. Ihre konventionelle Datierung in das Jahr 3000 v. Chr. ist aber sicherlich falsch, da der König fast 2 Jahrhunderte später regierte.

Wie bei der Narmer-Plakette erkennt man auf der Vorderseite den Gott Horus als Falken und einen Pharao in Siegerpose, der dabei ist, einen asiatischen Stammeshäuptling (erkennbar an der Haartracht) niederzustrecken- nunmehr mit 2 Keulen. In der rechten Hand hält der Herrscher eine kurze Prunkkeule in der linken eine Langversion.

Erneut lassen sich bei den Körperdarstellungen zahlreiche Fluchten (rosa Linien) eines Planungspentagrammes (in rot) ableiten. Die Beinstellungen des Unterlegenen zeigen beide Male den 108°-Pentagrammwinkel, die Arme - im Relief nicht eigens eingezeichnet - den 72°-Winkel!

Da in etwa zur selben Zeit ein Großteil der ägyptischen Pyramiden entstand, die ebenfalls die Pentagramm-Geometrie nutzten, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch dem Kunsthandwerker, der dieses Elfenbeintäfelchen des Pharaonen Den schuf, die Pentagramm-Technik bestens bekannt war.

Den-Plakette.

Ka-nefer war ein altägyptischer Beamter und Hoherpriester des Gottes Ptah während der 5. Dynastie unter dem König Sahure, der zwischen 2490 und 2475 v. Chr. regierte. Ka-nefers Grab wurde vermutlich in Sakkara entdeckt. Eine Kalksteinstatue, die ihn zusammen mit seiner Familie zeigt, befindet sich heute im Kimbell Art Museum in Texas. Sie wird allerdings eher in die Jahre zwischen 2465-2323 v. Chr. datiert, wäre demnach lange nach den Tod Ka-nefers entstanden.

Erstmalig entdecken wir in der Frontalansicht dieses plastsichen Raumkörpers - am Bau des Oberkörpers und in der Achse der Haartracht - eine Proportionalität, die aus einer Hilfskonstruktion mit dem Pentagramm stammt und nicht nur hier, sondern auch in vielen anderen Darstellungen den altägyptischen Männerkörpern einen auffallend athletischen Oberkörper mit extrem schlanker Taille verschafft. Dafür werden wir im Folgenden noch ein weiteres, besonders anschauliches Beispiel beibringen.

Man darf annehmen, dass der Künstler, ehe er an das Modellieren der Ka-nefer-Statue ging, auf Pypyrus plane Aufrisse von allen Seiten anfertigte, in denen er zur Schaffung eines harmonischen Ensembles das Pentagramm mit seinem Goldenen Schnitt hineinlegte.

Wie bei den altägyptischen Pyramiden kam es also nicht auf die tatsächlichen Körperproprtionen an, sondern auch den künftigen Eindruck des Betrachters!

p style="text-indent:1em;">In der Grabkammer des hochrangigen Beamten Nefer in Sakkara bei Kairo befindet sich innerhalb eines größeren Wandreliefs folgende Detaildarstellung einer Jagdszene. Nefer war Aufseher der Kunsthandwerker und Leiter der Chorsänger während der 5. Dynastie unter dem König Ni-user-Re (2455-2420 v. Chr.).

Auch bei dieser fast 4500 jahre alten Darstellung fällt ins Auge, da sie sehr wahrscheinlich über einem Planungspentagramm komponiert wurde:

Die Achsen der beiden Speere und der Antilopenkörper zu beiden Seiten, die Armstellung des Jägers, die Achse und Abknickung des Baumstammes, auch die leicht nach links abfallende Flucht, die vom Rocksuum des Jägers und dem Rücken des mittleren Tieres gebildet wird - sie alle sprechen eine beredte Sprache - im Sinne des Pentagramms!

Die folgende Statue des Wesirs Mereruka befindet sich in der Grabkammer des Grabes LS 10 - ein sogenannter Mastaba mit 32 Räumen! - im Teti-Friedhof von Sakkara, unmittelbar neben der stark verwitterten Teti-Pyramide. Mereruka amtierte gegen Ende der Amtszeit des Pharaonen Teti II. aus der 6. Dynastie (ca. 2318-2300 v. Chr.).

Wie Ka-nefer in der Statue weiter oben ist hier der Wesir Mereruka, vor einem Scheinportal stehend, mit überbreiten Schultern, sehr schlanker Wespen-Taille und einem weit ausladenen glockenförmigen Rock, der fast wie ein Pettycoat wirkt, dargestellt. Es ist klar, dass hier die natürlichen Proportionen des Wesirs zu Lebzeiten stark überhöht dargestellt sind.

Die künstlersiche Absicht wird dann verständlich, wenn man sich über den genannten Strukturen zwei gespiegelte, unterschiedlich große Pentagramme vorstellt: Es ging hier mehr um die optische Erzeugung des Pentagrammwinkels von 36° als um Naturtreue! Nicht nur der Rocksaum Mererukas, sondern auch die Säume seiner Diener, die zu beiden Seiten des Scheintores als Großreliefs dargestellt sind, fluchten mit dem größeren Mittel-Pantagramm. Ansonsten ist auch bei den Wächtern die nämliche Proportionalität der Oberkörper wie beim Wesir erkennbar, damit korrelieren invers die Beinstellungen, welche dazu im Vergleich zum Oberkörper bewusst in die Reliefebene gedreht wirken.

Männerdarstellungen wir diese finden sich auf unzähligen Grabreliefs Altägyptens über einen breiten geographischen Rahmen verstreut und belegen mit der Methode der Darstellung, dass den jeweiligen Künstlern schulmäßig die Benutzung der Planungshilfe Pentagramm beigebracht worden war!

Grabmal des Mereruka.

 

Auf diesen Bildbeispielen aus frühdynastischer Zeit (bis 2740 v. Chr.) und aus dem Alten Reich Ägypten (bis 2180 v. Chr.) wollen wir es bewenden lassen. Sie belegen für Ägypten die Anwendung der pentagonalen Geometrie in der bildenen Kunst schon in frühest-antiker Zeit!

 

 

Das Pentagramm in den ägyptischen Pyramiden (2650-2465 v. Chr.)

Die Geschichte der 31 altägyptischen Herrscherdynastien reicht von ca. 3032-332 v. Chr., die von diesen Dynastien beeinflusste Kunst gilt gemeinhin als originär und vielgestaltig, aber relativ wenig von außen beeinflusst. Beschäftigen wir uns zunächst mit der altägyptischen Baukunst, den sagenhaften Baumeistern der ägyptischen Pyramiden und ihren planerischen Intentionen:

 

Sakkara

Die Stufenpyramide des altägyptischen Königs Djoser aus der 3. Dynastie wurde um 2650 v. Chr. errichtet. Sie ist zwar nicht die größte, aber sicher die älteste und die einzige nicht-quadratische aller ägyptischen Pyramiden. Als zentrales Bauwerk der Nekropole von Sakkara steht sie seit 1979 unter UNESCO-Schutz.

Wenn die angegebenen Kantenlängen von 121 x 109 m und die Höhe von 62,5 m korrekt sind, dann spannt die Pyramide über ihre Diagonale einen gleichschenkliges Dreieck auf, dessen stumpfer Spitzeninnenwinkel annähernd 104° und dessen Basiswinkel 38° beträgt, womit bereits eine Annäherung an bekannte Pentagrammwinkel steht.

Es ist aber anzunemen, dass diese für die inneren Maßverhätnisse nicht entscheidend waren, sondern eher für die Winkel, die sich dem Betrachter  aus gewisser Distanz heraus ergeben, für die Erzeugung des Eindrucks perfekter Harmonie über den Goldenen Schnitt.

Nun fällt auf, dass sich auf sehr vielen querrechteckigen Fotografien diese Pyramide mit einem Spitzen-Innenwinkel von annähernd 108° am besten präsentiert, mit komplementären Basis-Innenwinkeln von jeweil 36°, also den bekannten Winkelmaßen des Pentagramms. Dazu folgende Beispielaufname der Djoser-Pyramide, bei der wir zwanglos die Proportionalität der Pentagramme und des Goldenen Schnitts auffanden:

Die Djoser-Pyramide bei Sakkara.

Bei solchen Aufnahmen kommt es natürlich auf den Abstand des Betrachters zum Objekt an: Je mehr er sich der Pyramide nähert, desto mehr verbreitert sich der Innenwinkel der Spitze und verkleinern sich die Innenwinkel der Basis.

Wenn der Erbauer der Djoser-Pyramide für den subjektiven Bildeindruck die Pentagrammwinkel bewusst inszeniert sehen wollte, dann sah er  zur optischen Erfassung des Gesamtbauwerkes sicherlich auch eine oder mehrere Betrachtungsplattformen vor. Leider gibt es zu einer solchen Distanzberechnung keine wissenschaftlichen Analyse und bodenarchäologischen Vergleiche.

 

Dahschur

Deutlicher wird der Zusammenhang mit Planungspentagrammen bei den realen und optischen Querschnittswinkeln der sogenannten "Knickpyramide", der südlichen der beiden Pyramiden in Dahschur. Das Grabmal entstand zwischen 2670 und 2620 v. Chr. während der Herrschaft des Pharaos Snofru, des Begründers der 4. Dynastie. Die Forschung unterstellt bei dieser Pyramide, es hätten sich bei der ursprünglich geplanten Höhe statische Probleme ergeben, so dass man ab einer gewissen Höhe die Spitzenlast unter Reduktion der Flankensteilheit reduzieren musste.

Wenn man das Profil der Pyramide aus der Distanz betrachtet, dann erfasst man die Winkelverhältnisse der Pyramide mit nur geringer Abweichung und erkennt dabei die Annäherung an die Pentagramm-Geometrie in beiden Etagen - mit den Pentagrammwinkeln 54° (Mittelsenkrechte im unteren Pentagramm) und 45° (in Bild weiße Linie im oberen Pentagramm, heute 43°, 21''). Bei zunehmender Annäherung bis zur Füllung des seitlichen Blickfeldes wird die Pyramide optisch höher und es entstehen aus einer gewissen Distanz heraus beim Blick nach oben die besonders harmonischen Pentagrammwinkel 36° (hellblaue Linie) und 108° (Spitzenwinkel).

Bei einem derart ausgeklügelten Konzept, mit Intention von bestimmten Winkeln je nach Betrachterabstand, muss man nicht zwingend bauliche Unfähigkeit des Architekten voraussetzen, sondern durchaus eine künstlerische a-priori-Intention!

Die Knickpyramide bei Dahschur aus der Distanz.

 

Abusir

Wir wechseln zur Neferirkare-Pyramide in Abusir. Dieses Grabmonument wurde zwischen 2475 und 2465 v. Chr. erbaut, während der Herrschaft des Pharao Neferirkare  aus der 5. Dynastie.

Den offiziellen Maßen nach betrug die Kantenlänge der Stufen-Pyramide 105 m, die Ursprungshöhe 52 m (heute nur noch 44,5 m). Dies ist die Pyramide der Bauphase 1. Es handelt sich hier um die erste Pyramide mit quadratischen Grundriss, so wie er sie bei den allermeisten der ägyptischen Pyramiden findet. Im Fall der Pyramide von Abusir waren die Baumeister perfekte Meister des rechten Winkels, den der Spitzenwinkel des Querschnitts beträgt hier annähernd 90°, die Flankenwinkel 45°.

Nahezu alle Pyramiden sind übrigens auch nach der Sonnenachse an den Tag- und Nachgleichen (21. März und 21. September) perfekt geostet, so dass bereits fundierte astronomische Kenntnisse und ein gewisser Bezug zum Sonnenkult vorgelegen haben müssen.

Auch hier hat ein Fotograf intuitiv einen Objektabstand gewählt, der die Sichtwinkel der Pyramide nach den Pentagramm-Gesetzen und den Goldenen Schnitt (Spitzenwinkel 108°, Flankenwinkel 36°)darstellt:

Die Neferirkare-Pyramide in Abusir, Aspekt der 1. Bauphase.

In einer 2. Bauphase wurde die Stufenpyramide aufgelöst und zu einer echten Pyramide mit glatter Aussenschale umgewandelt, wobei sich nun eine Höhe von 72 Metern ergab. Damit wurde die Pentagrammplanung auch in den realen Querschnittswinkeln perfekt: Die Höhenmaßzahl, die heute mit ihren 72 m exakt die mythische Zahl 72 widerspiegelt, die sich auch am Pentagramm findet, verhält sich bei einer Basislänge von annähernd 105 m (eher 108 m?) so wie die Komplementärwinkel zu 180° im Pentagramm und gibt damit in großer Annäherung den Goldenen Schnitt 1:1,666 wieder! Daraus resultiert im Querschnittsbild der Pyradmide ein Flankenanstieg, dessen Winkel zur Horizontalen den Pentagrammwinkel 54° ergibt, also exakt jenen Winkel, den wir auch schon für die untere Stufe der Knickpyramide von Dahschur ermittelt hatten!

Die Neferirkare-Pyramide in Abusir, 2. Bauphase. Die

 

Gizeh

Schließen wir mit den größeren Pyramiden von Gizeh. Ihr Aspekt und ihre Bedeutung sind allbekannt und müssen hier nicht näher erläutert werden; es handelt sich um den größten Kunstsschatz und die größte Touristenattraktion Ägyptens.

Die Pyramiden von Gizeh heute.
 

Was uns frappiert hat:

Nur unwesentlich varieren an diesen Pyramiden die Neigungen der Seitenflächen und sie ähneln denen der bereits besprochenen Pyramiden: Die Cheops-Pyramide (2620 bis 2580 oder 2604 bis 2581 v. Chr.) weist bei einer Seitenlänge von 230 m einen Flankenwinkel fast 52° auf, die Chephren-Pyramide (2558-2532 v. Chr.) bei einer Seitenlänge von 215,25 m den Flankenwinkel 53° und die Mykerinos-Pyramide bei einer Seitenlänge von 104,6 m den Flankenwinkel 52°. All diese Winkel weichen nur geringfügig von Pentagrammwinkel 54° ab. Die heute Abflachung ist vielleicht der Steinlast geschuldet, die ein Sich-Setzen und ein leichtes seitliches Auseinandertriften der Pyramiden im Lauf der Jahrtausende nach sich zog. Ansonsten sind diese Winkel heute sowieso etwas subjektiv nachgemessen, da den Pyramiden an den meisten Stellen der Basis der Mantel der Verkleidung zur exakten Vermessung bereits fehlt.

Die Ursprungsintention eines 54°-Flankenwinkels im Querschnitt begründet sich auch deshalb, weil hier der Diagonalschnitt einer Pyramide nahezu exakt den Spitzen-Innenwinkel von 90° mit den Flankenwinkeln 45° zugrunde liegen hat! Demnach wurden die Pyramiden über den Diagonalschnitt unter Verwendung des rechten Winkels in den Winkelmaßen 45° - 90° - 45° aufgrissen und damit im Querschnitt die Pentagrammwinkel 54° - 72° - 54° erzeugt!

Da auch der rechte Winkel ein Pentagrammwinkel ist, ergeben sich insgesamt dringende Indizien dafür, dass all Pyramiden mit 54°-Flanken ursprünglich über das Pentagramm aufgerissen  wurden - ähnlich der Neferirkare-Pyramide (siehe Bild oben).

 

Er folgt zur veranschaulichung der Querschnitt der Chephren-Pyramide, der, wenn man den Seitenschub außer Acht lässt, nahezu ideal die Dreieckswinkel 54° - 72° - 54° aufweist, die auch im Pentagramm vorkommen. Über die Diagonale aufgerissen, ergeben sich hier in etwa die Winkel 45° - 90° - 45°.

Querprofil der Chephren-Pyramide. .

Bei der Betrachtung der Pyramide aus der für die Gesamterfassung optimalen Distanz heraus ergibt sich aus den oben erwähnten Gründen die alternativen Winkelverhältnisse von 36° - 108° - 36°. Dies demonstriert nahezu perfekt folgende Fotografie. Zur Erinnerung: Auch hierbei handelt es sich um Pentagrammwinkel und Repräsentanten des Goldenen Schnitts!

Der optimale Blick auf die Chephren-Pyramide. .

Selbstverständlich ergeben sich diese Winkel nur aus definierter Entfernung heraus, und es wäre interessant zu untersuchen, ob die Erbauer der Pyramiden diese Betrachtungsplätze für die Besucher eigens markiert oder gar ausgebaut haben. Aufgrund des Steinmaterials im Vordergrund der obigen Aufnahme ist dies zumindest für die Chephren-Pyramide anzunehmen!

 

Unser vorläufiges Resümee zu den ägyptischen Pyramiden:

Wir denken, es ist nicht zu weit hergeholt zu behaupten, dass die meisten der ägyptischen Pyramiden im Ursprung nach den Gesetzmäßigkeiten des Pentagramms und des Goldenen Schnitts projektiert wurden - und zwar sowohl, was die planerischen Querschnitte, als auch, was die optische Erfassung durch den Betrachter betrifft!

Die Kunst der Pentagramm-Konstruktion von Großbauwerken ist somit fast 5000 Jahre alt und hat vermutlich in Ägypten ihre Wiege!

 

 

Relief im Totentempel der Hatschepsut (um 1458 v. Chr.)

 

Das Neue Ägyptische Reich umfasst die 18. bis 20. Pharaonen-Dynastie und währte von 1539 bis 1076 v. Chr.

Folgendes Wandrelief findet man im Totentempel der Pharaonin Hatschepsut (1479-1458 v. Chr.) in Oberägypten - genauer gesagt, im antiken Theben. Ganz in der Nähe liegen das berühmte "Tal der Könige" und der "Dayr al-Bahri-Tempel".

Das eindrucksvolle Hatschepsut-Mausoleum am westlichen Nilufer war den Göttern Hathor und Amun-Re geweiht. Das Relief stammt wie der Tempel selbst aus der 18. Dynastie, mithin aus der Zeit unmittelbar nach 1458 v. Chr.. Das Fries zeigt bildhaft die Expedition der Königin Hatschepsut nach Punt, einem sagenhaften Importland für Weihrauch, Ebenholz, Elfenbein, Panterfelle u. a. Pretiosen. . Die abgebildete Episode datiert ins 9. Regierungsjahr der Hatschepsut, d. h. in das Jahr 1470 v. Chr.. Organisiert wurde die weite Reise mit miltärischem Geleitschutz von Nehesi, dem Schatzmeister der Pharaonin. Es ging in diesem Fall um den Erwerb von Myrrhe und Zedernholz.

Der Zug nach Punt im Totentempel der Hatschepsut.

Wie auf dem farbigen Wandrelief unschwer zu erkennen ist, wurden die Leitfiguren des Nehesi und seines ersten Offiziers aus der Reihe der gemeinen Soldaten mit Hilfe einer Pentagramm-Konstruktion herausgehoben. Beider Lanzen zeigen exakt den Pentagrammwinkel mit der mythischen Zahl 72, Arm- und Beistellungen korrelieren mit einzelnen Pentagrammlinien.

Für den modernen Betrachter gibt diese Darstellung den wertvollen Hinweis, dass in der bildenden Kunst des alten Ägypten auch nach eineinhalb Jahrtausenden die Pentagramm-Technik nicht verloren gegangen war!

 

 

Relief in der Grabkammer des Echnaton in Amarna (um 1330 v. Chr.)

 

Die Pentagramm-Technik wird durch eine Darstellung des Pharao Amenophis IV. gestärkt, der auch den bekannteren Beinamen Echnaton trägt (18. Dynastie; 1353-1336 v. Chr.). Es handelt sich um jenen Herrscher, der im Ägyptischen Reich mit der Verehrung des Sonnengottes Aton den Monotheismus einführte, ohne jedoch damit dauerhaften Erfolg zu haben. Seine Hauptgattin war die Königin Nofrete (ca. 1370-1338 v. Chr.), sein Sohn aus anderer Ehe der Pharao Tutanchamun (1332-1323 v. Chr.). Beide werden uns in der Folge noch beschäftigen.

Folgendes Relief aus bemaltem Kalkstein fand sich im Schutt der unvollendeten Grabkammer des Echnaton  in Amarna und kann heute im Ägyptischen Museum in Kairo bewundert werden. Die Szenerie beschreibt Anbetung und Opfer für die neue Sonnegottheit Aton, dargebracht von Echnaton, seiner Gattin Nofretete und zweien ihrer Kinder.

Erneut findet sich hier das aus früheren Zeiten ekannte Schema. Die wesentlichen Arm-, Bein- und Kopfstellungen des Pharao ergeben sich aus den Fluchten und Winkeln eines Pentagramms. Eine ähnliche Disposition läßt auch bei der Gattin Nofretete nachweisen, wir haben aber auf eine Einzeichnung verzichtet.

Dieses Bildbeispiel ist insofern wichtig, als es klarstellt, dass bei den ägyptischen Künstlern das Pentagramm kein planungstechnisches Alleinstellungsmerkmal besaß. Im vorliegenden Fall erschließt sich am Strahlenbündel des Aton oben rechts ein Dreieck mit 3 gleichlangen Schenkeln, in den Blüten- oder Trichterstäben des Echnaton ein achssymmetrisches Dreieck mit verlängerter Basis.

Opferung des Echnaton und der Nofretete zugunsten von Aton.

 

 

Die weltberühmte Büste der Nofretete (ca. 1340 v. Chr.)

 

Nofretete (ca. 1370-1338) war die Hauptgemahlin des Echnaton. Nur wenig ist von ihr bekannt. Ihrem Mann schenkte sie 6 Töchter, jedoch keinen Sohn als Thronfolger. Nofrete muss von großer Klugheit gewesen sein, denn es kam ihr alsbald die Rolle der Mitregentin zu, was sich in einigen gleichrangigen Darstellungen mit eigenem Königsdiadem zum Ausdruck kommt. Möglicheersie folgte Nofretete Echnaton sogar in der Regierung des Reiches, in einer Zeit, in der sie immer noch dem Aton-Kult frönte.

Unsterblich gemacht hat die Nofrete aber nicht ihre Lebensleistung, sondern ihre außerordentliche Schönheit. Allein ihr Name verrät es; er bedeutet wörtlich "Die Schöne ist gekommen"! Nofretes körperliche Vorzüge, ihre aparten Gesichtszüge und ihr schlanker Hals haben sich am besten in einer Kopfbüste aus Kalkstein erhalten, die als Meisterwerk der Bildhauerkunst im Jahr 1912 in Amarna in der Werkstatt des Bildhauers Thutmosis entdeckt wurde. Die Büste befindet sich heute als Hauptattraktion im Ägyptischen Museum Berlin. Ihr Versicherungswert wird auf ca. 520 Millionen US-Dollar geschätzt.

Die Büste der Nofretete.

An der Büste der Nofrete fällt ins Auge, dass sich der Künstler eines Entwurfes über einem Pentagrammpfeil bediente und dazu wohl auch Aufrisszeichnungen aus Papypus anfertigte, ehe er an das Modellieren ging. Es war ihm sichtlich wichtig, eine möglichst harmonische Linienführung mit Hilfe des Goldenen Schnitts und der Pentagramme zu finden. Demnach ist die gesamte Nofrete einschließlich ihrer Krone in der Frontalansicht über eine Reihe von Pentagrammen  erschlossen, die mit ihren Knotenpunkten alle wichtigen Geischtsachsen und -konturen festlegen. Wenn das obige Bild leichte Symmetrie-Abweichungen zeigt, dann ist dies nicht dem Mangel der wahrlich perfekten Konstruktion geschuldet, sondern der leicht aus der Mittellinie verschobenen Belichtungsachse des Fotografen.

Noch evidenter wird das Pentagrammprinzip bei der Seitdarstellung der Nofretete mit ihrer blauen Helmkrone, so dass sich hier viele Worte erübrigen. Das klare Entwurfskonzept sollte auch den letzten Zweifler überzeugen!

Seitansicht der Nofretete.

 

 

Die Totenmaske des Tutanchamun (um 1323 v. Chr.)

 

Tutanchamun war der Sohn und nach dem nahezu unbekannten Semenchkare der zweite Nachfolger des Echnaton. Als Pharao der 18. Dynastie regierte er Ägypten nur sehr kurz, etwa zwischen 1332 und  1323 v. Chr., ehe er im jgendlichen Alter von ca. 20 Jahren kinderlos und krank starb. Tutanchamun machte einen Teil der Veränderungen im Reich, die sein Vater herbeigeführt hatte, wieder rückgängig - vermutlich unter äußerem Druck. So legte er auch den Primärnamen Tutanch-aton ab und wechselte zu Tutanch-amun, was für einen Rücktausch der Staatsgottheiten spricht. Bekannt wurde Tutanchamun jedoch nicht durch diese Restauration, sondern durch Howard Carter, der 1922 im "Tal der Könige" in Oberägypten seine nahezu unversehrtes Grab voller wertvollster Pretiosen fand.

Wier verzichten an dieser Stelle auf eine komplette Beschreibung der mit gigantischen Goldgaben ausgestatteten Grabkammer KV62, in der die unversehrte Mumie des Tuanchamun aufgefunden wurde. Sie ruhte in 4 vergoldeten Schreinen und drei ebenso vergoldeten, anthropomorphen Särgen. Ehe wir dazu kommen, beschäftigen wir uns jedoch mit der Totenmaske des Tutanchamun, die aus 11 kg reinsten getriebenen Goldes mit Edelsteineinlagen besteht und seiner Kopf aufgelegt war. Die weltbekannte Maske stellt den jungen toten Pharao als Gott Osiris mit dem Nemes-Kopftuch und dem Königsbart dar und ist im konventionell-restaurativen Stil der Zeit Amenophis' III. gearbeitet.

Die Beschreibung dieser Maske und ihrer Einzelheiten füllt inzwischen ganze Bände der Kunstgeschichte; sie ist so ziemlich das Wertvollste, was die Welt je gesehen hat. Uns fiel sofort auf, dass auch diese wertvolle Maske  bzw. ihr Entwurf auf Papyrus über Pentagramme aufgerissen worden sein muss!

 Die folgende Frontalansicht gibt dies eindrucksvoll wieder, wobei jedoch auch hier wegen einer leichten schrägen Aufnahmeposition die zeichnerische Symmetrie nicht komplett durchzuhalten war. Der Stichhaltigkeit der vielen Fluchten und Bezugspunkte, die sich aus den Planungspentagrammen ergeben, tut dies keinen Abbruch.

Totenmaske des Tutanchamun.

Etwaige Zweifel an der Pentagramm-Konstruktion der Maske verfliegen spätestens dann, wenn man weitere Darstellungen Tutanchamuns aus der Grabkammer vergleicht. In der nachfolgenden Abbildung repräsentiert die linke Darstellung einen der 4 kleinen Eingeweide-Sarkophage des Pharao. Er trägt hier die Insignien des Gottes Osiris, den Hirtenstab und den Dreschflegel. Beide schneiden sich in den Komplementärwinkeln von 180°, nämlich 72° und 108°, also den typischen Pentagrammwinkel!

Dasselbe gilt für die Darstellung des innersten Sarkophages in Bildmitte, mit dem Unterschied, dass sich hier zusätzlich die beiden Unterarme des Pharao über Pentagramm-Teilfelder aufspannen lassen.

Aber nicht nur die plastischen Darstellungen des Tutanchamun-Grabes unterstützen den Nachweis der Pentagramm-Technik, sondern z. B. auch die Reliefdarstellung der Rückenlehne des goldenen Löwenhtrons, der sich ebenfalls in der Grabkammer im "Tal der Könige" fand und ganz offensicthlich noch kurz vor des Pharaos Tod eigens umgearbeitet worden war. Dargestellt sind hier ein Vorgänger Tutanchamuns, auf einem Thron aus Ebenholz sitzend, und Nofretete, die vor ihm steht. Die Posen beider Personen, ihre Arm- und Beinstellungen und die sonstigen Konturen lassen sich am besten mit Hilfe eines Planungsapentagramms ableiten.

Kunstwerke aus dem Grab Tutanchamuns.

Resümee:

In jener Umbruchszeit, die durch Echnaton verursacht wurde und den Namen Amarna-Zeit trägt, sowie in der nachfolgenden Übergangsperiode gelangte die Kunst der Konstruktion mit dem Pentagramm auf einen gestalterischen Höhepunt, der sich in den weltbekannten Darstellungen der Nofretete und ihres Stiefsophnes Tutanchaum manifestiert.

 

 

Der Große Tempel von Abu Simbel (1260-1250 v. Chr.)

 

Der Große Tempel ist neben dem Hathor-Tempel einer der beiden großen Tempel von Abu Simbel und wurde von 1260 bis 1250 v. Chr. zu Ehren des Pharaonen Ramses II. (1279-1213 v. Chr.) aus der 19. Dynastie errichtet. Da die großartige Tempelanlage durch den Bau des Assuan-Staudamms und den dadurch bewirkten Rückstau des Nils für immer unter der Wasseroberfläche zu verschwinden drohte, wurde sie zwischen 1963 bis 1968 an 64 m höherem Uferort des sog. "Nasser-Stausees" originalgetreu wieder aufgebaut.

Ramses II. ist unbestritten einer der bedeutendsten Pharaonen: Nach Kämpfen mit den Hethitern wurde unter seiner Herrschaft der erste bekannte Friedensvertrag der Weltgeschichte verfasst. Seine Bautätigkeit war sicherlich die umfangreichste aller Pharaonen, Abu Simbel stellt hier nur einen kleinen Ausschnitt dar. Der biblische Auszug der Isrealiten aus Ägypten geschah vermutlich in seiner Regierungszeit.

Da König Ramses II. als göttlich legitimierter Herrscher von ganz Ägypten gegenüber den im Tempel von Abu Simbel verehrten Göttern Ptah von Memphis, Amun-Re von Theben und Re-Haraxchte von Heliopolis nahezu Gleichrangigkeit für sich reklamierte, wurden zu seinem Renommee je 2 überlebensgroße Kolossalstatuen mit seinem Konterfei als Torwächter zu beiden seiten des Tempeleingangs platziert.

Wir konzentrieren uns im Folgenden auf eine dieser nahezu gleichgestalteten Kolossalstauen und die obere Körperhälfte des Ramses.

Es ist eindeutig: Der Entwurf wurde, wie weiland bei der Totenmaske des Tutanchamum und der Büste der Nofrete, auch bei Ramses II. von der Helmspitze bis zum Bartende mit Hilfe von Planungspentagrammen entworfen und hinterher enrsprechend plastisch und harmonisch skulptiert!

 

An der rechten Wand der Vorhalle des Großen Tempels von Abu Simbel befindet sich das folgende Wandrelief zur Linken, das die Schlacht von Qua Desh im 5. Regierungsjahr des Ramses zeigt. Wie bei solchen Herrscherbildern üblich, tötet der siegreiche Pharao den Hethiter-König persönlich mit einem Wurfpfeil/Speer. Alle wesentlichen Körperfluchten leiten sich aus einem Pentagramm ab, über das die Szene kompniert worden ist!

Auf der linken Seite des Tempelausgangs findet sich der Pharao ein weiteres Mal und erneut in Siegerpose - mit dem Unterschied, dass er nun eine ganze Arme mit einer Keule bedroht. Erneut ist die Bildkomposition nur über das Planungspentagramm richtig zu verstehen!

 

Dieser kleine Ausschnitt aus den Heldenrelief von Abu Simbel soll genügen, um zu belegen:

Das Pentagramm hatte seine Bedeutung als künstlerisches Hilfsmittel der ägyptischen Kunst auch unter Pharao Ramses II. nicht eingebüßt!

 

 

Die Grabkammer des Tanotamun in El Kurru (um 657 v. Chr.)

 

Tanotamun war der 6. und letzte Pharao der 25. Dynastie des Ägyptischen Reiches. Er regierte von 664 bis 657 v. Chr. vornehmlich aus Oberägypten heraus und repräsentiert dabei den allmählichen Niedergang der altägyptischen Hochkultur. Zu Tanotamuns Zeit war der Norden Ägyptens bereits in assyrischer Hand, doch gelang es den Pharao, nochmals kurz Memphis und das Nildelta zurückzuerobert, ehe es schon ein Jahr später, 663 v. Chr., den Generälen des assyrischen Königs Assurbanipal gelang, dort den alten Zustand der Fremdherrschaft wieder herzustellen.

Bei derart unsicheren politischen Verhältnissen wurde Tanotamuns Grabkammer folgerichtig in der Nekropole El-Kurru im heutigen Sudan angelegt - weit einfernt von Unterägypten. Der ausgemalte Totenraum von 6 x 4,15 m Größe hat sich im Gegensatz zur darüberliegenden Pyramide wenigstens in den oberen Anteilen gut erhalten und bietet in der Südwestecke folgenden Aspekt:

An den Wänden erkennt man u. a. den göttlichen Skarabäus des Gottes Chepre, den Falken des Horus oder die Sonnebarke des Gottes Re. Uns aber interessiert vornehmlich die Ausmalung der Gewölbedecke: Wie unschwer zu erkennen ist, wurde die gesamte Flachtonne dmit einem regelmäßigen Netz an Fünfsternen überzogen. Selbst wenn hier die entsprechenden Verbindungsstrecken über die Spitzen und zur Basis hin fehlen und letztlich nur der Sternenhimmel am Firmament dargestellt werden soll, so besteht doch kein Zweifel, dass es sich hier letztendich um eine große Ansammlung stilisierter Pentagramme handelt, deren eines wir zur Verdeutlichung eingezeichnet haben.

Grabkammer des Tanotamun. Einzeichnung von Werner Robl

Dieses Netz symbolisiert wie kein anderer Fund aus dieser späten Zeit den allmählichen Niedergang einer eigenständigen ägyptischen Kunst und für uns auch der Pentagramm-Technik.

Ab 671 v. Cr. gerät Unterägypten unter die Oberherrschaft der Assyrer, ab 525 v. Chr. folgen die Perser. Im Jahr 334 v. Chr.  erobert Alexander der Große Ägypten und übelässt es anschließend den Ptolemäern, ab 30 v. Chr. fällt ganz Ägypten unter die Botmäßigkeit des römischen Kaisertums.

 

 

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