„Mit sovil Seufzen und Trenen des Unterthans“

Die kurbayerische und österreichische Landesdefension
von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

© Dr. Werner Robl, Berching, Christian Steingruber, Linz, Februar 2016

 

Was den Spanischen Erbfolgekrieg und die kurbayerische Landesdefension anbelangt, so lohnt sich ein Blick in das Nachbarland Österreich. Nahezu zeitgleich zur Invasion des kaiserlichen Heeres unter dem Kommando des Generalfeldmarschalls zu Limburg-Styrum begannen auf der anderen Seite Kurbayerns österreichische Verbände unter Feldmarschall Schlick das kurbayerische Innviertel rechts des Inns zu überfallen, was wiederum Kurfürst Max Emanuel mit seinem Heer auf den Plan rief. Während der Kampf an der Westgrenze bereits nach zwei Tagen mit der verlustreichen Niederlage der Kurbayern vor Mallerstetten entschieden war und sich in das Innere der Oberpfalz verlagerte, kam es im heutigen Oberösterreich zu beiden Seiten der Innviertler Grenze zu einem Hin- und Her an größeren und kleineren Expeditionen von beiden Seiten, welche sich über 2 Jahre hinzogen und ohne erkennbaren Herrschaftsgewinn zu gravierenden Verlusten nicht nur unter den Soldaten, sondern auch unter der unschuldigen, meist bäuerlichen Bevölkerung führten. Erst nach der endgültigen Niederlage Kurbayerns in der 2. Schlacht von Höchstädt am 13. August 1704 und der Niederschlagung des bayerischen Volksaufstandes bei Aidenbach am 8. Januar 1706 kam Kurbayern jenseits des Inns wieder einigermaßen zur Ruhe, und das gegenseitige Plündern, Drangsalieren und Morden hörte auf.

Heute ist diese schwere Zeit hier wie dort so gut wie vergessen. Im Winkel zwischen Inn und Donau, im sog. Sauwald, hat sich jedoch ein Bodendenkmal ersten Ranges erhalten, d. h. eine ganze Reihe von kurbayerischen und österreichischen Schanzwerken, welche nur zum geringsten Teil unter Denkmalschutz stehen und durch die modernen Methoden der Wald- und Feldwirtschaft hochgradig bestandsgefährdet sind. Schon jetzt sind in dieser Hinsicht gravierende Verluste an historischer Substanz zu verzeichnen. Damit unterscheidet sich die bedenkliche Lage in Österreich wenig von der in Bayern.

Folgende Arbeit versucht, den Kleinkrieg von 1702/04 nachzuzeichnen, die Defensionslinie in ihrer historischen Bedeutung herauszuarbeiten, dabei ihren einstigen Verlauf zwischen Hausruck und Donau so genau wie möglich nachzuzeichnen und das Schanzenensemble als eines der bedeutendsten Bodendenkmäler Österreichs den dortigen Behörden zur Erhaltung und zum Schutz anzuempfehlen.

Gerade in diesen Tagen eines ungebremsten und ungeregelten Migrantenzustroms nach Zentraleuropa erfahren historische Grenzziehungen dieser Art eine ungeahnte Aktualität. In hervorragender Weise eignen sie sich, bei den Zeitgenossen eine differenziertere Reflektion und Wertung der derzeit drängenden Fragen anzustoßen. Gerade mit der kurbayerischen Defensionslinie ist unseren Kindern und Kindeskindern Sinn und Unsinn, Nutzen und Schaden einer linearen Grenzziehung in einmaliger Weise nahe zu bringen. Insofern potenziert sich aktuell die  denkmalschützerische Wertigkeit!

Aus unserer Sicht wäre es durchaus machbar, im Rahmen des europoäischen LEADER-Programms die bayerischen Defensionswerke im Innviertel und im Westen Kurbayerns in eine länderübergreifende Gemeinschaftaktion des Erhalts und der musealen Aufbereitung einzubeziehen. Die Initiative dazu muss allerdings von den zuständigen Behörden ausgehen. Wir können als historisch interessierte Laien dazu nur die notwendigen Vorarbeiten und Anstöße liefern.

Dies ist das Titelblatt eines Buches, welches im Winter 2015/2016, also gerade 300 Jahre nach den betreffenden Ereignissen, in Zusammenarbeit mit Herrn Christian Steingruber vom Verein ARCHEO PUBLICA in Linz entstand, bei dem wir uns an dieser Stelle für die vielfältige Unterstützung herzlich bedanken.

Zum freien Download steht inzwischen die Vollversion im PDF-Format zur Verfügung, ca. 50 MB. Wir hoffen, damit möglichst viele Interessenten in Bayern und Österreich, vor allem aber im Innviertel und im Land ob der Enns, zu erreichen und zu motivieren, Hinweise und Tipps zu geben oder auch Kritik zu äußern: werner@robl.de. Hierfür bedanken wir uns bereits vorab.

Ihnen und ihren Vorfahren, den "Granatzern" von heute und von 1702/04, ist diese Arbeit gewidmet!

Zum Download bitte auf das Titelbild oben klicken!

 


[Zurück zum Anfang] - [Zurück zum Übersichtsartikel]