kurbayerische Landesdefensionslinie

 

Die kurbayerische Landesdefensionslinie zwischen Donau und Altmühl

Der nördliche Abschnitt von Arnbuch bis zur Altmühl

© Dr. Werner Robl, Berching, Januar 2015

Interessante Punkte der kurbayerischen Landesdefensionslinie von 1702/03
Die Landesdefensionslinie zwischen Arnbuch und der Altmühl bei Dietfurt. Blaue Linie= Grenze zwischen Kurbayern und dem Hochstift Eichstätt, nach K. Röttel. Graue Punkte = historische Grenzsteine nach K. Röttel. Rote durchgehende Linie = gesicherte Abschnitte der Landesdefensionslinie. Grüne Linie = Zone des Waldverhaus. Gelbe Punkte: Nachgewiesene Schanzwerke oder Wall-Gräben der Defensionslinie.

 

Schanzenreste südwestlich von Arnbuch

Wir beginnen die Inspektion des Linienverlaufs südwestlich von Arnbuch - dort, wo die Linie nach langem Waldverhau und Überquerung der Ortsverbindungstraße EI22 zwischen Kirchbuch und Arnbuch nördlich der Forstabteilungen "Hierllohe" und "Kühgründel" in der Waldflur mit dem alten Namen "Auf der Oetz" wieder auf offenes Land trifft. Als überirdischer Rest der Linearverschanzung zeigt sich im Wald ein kurzes Grabenstück der Defensionslinie. Auf dem freien Feld nördlich davon schloß sich unmittelbar ein einfacher Spiron (auch Redan genannt) an. Etwa 240 m nordöstlich davon, auf dem abschüssigen Nachbarfeld, folgte eine Rechteckschanze, an der die Linie in Richtung Arnbuch etwas abknickte (Mitteilung Stefan Kluthe).

Das ALS-Bodenprofil mit dem Grabenstummel. An Bewuchsmerkmalen kann man den weiteren Verlauf der Linie (mit anschließendem Spiron) gut nachvollziehen.

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Die Schanzen von Arnbuch

Den schwankenden Boden der Mutmaßung verlässt man spätestens dann, wenn man am westlichen Rand des Kessels von Arnbuch von der Straße nach Aschbuch aus auf die Hangkante hinaufsteigt. Es öffnet sich ein Stück Wiesenland, welches von einem teilnivellierten, im Gelände aber noch gut erkennbaren, linearen Wall-Graben-Zug mit mehrfach sanfter Knickbildung durchzogen wird. Beim Aufstieg auf die Geländekante quert man zunächst die kümmerlichen Reste einer Viereckschanze, deren südliches Ende durch den heraufziehenden Weg nivelliert ist, weshalb diese aus der Luft wie ein halber geflügelter Spiron wirkt. Nahezu in der Mitte dieser Linie findet sich eine noch schön erhaltene Pfeilschanze. Im Norden verdämmert der Wall-Graben ebenso wie im Süden beim Abfall des Geländes ins Tal. Auch hier dürfte einst eine Viereckschanze den Wallgrabenabschnitt begrenzt haben.

Es handelt sich hier um einen der schönsten Abschnitte der kurbayerischen Landesdefensionslinie - ein heute noch frei begehbares Schanzwerk, das deutlich macht, welche Schutzfunktion für das dahinter liegende Dorf in jenem Schicksals-Winter 1702/03 angedacht war.

Die kurbayerischen Schanzen von Arnbuch aus dem All: Wall-Gräben mit zentralem Spiron.

Die Schanzen von Arnbuch im Laser-Scan.

Der lineare Wall-Graben am Nordwestrand von Arnbuch.

Der Spiron der Schanze von Arnbuch. Blick nach Norden.

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Zwischen Arnbuch und der sog. "Römerschanze" nordwestlich von Wolfsbuch

Der nachfolgende Talabschnitt über die Bundestraße B 299 lässt die Linie nicht mehr ausmachen, aber östlich der Straße geben wiederum Satellitenfotos ein schönes Zeugnis für den weiteren Verlauf. Nacheinander folgten einst in einem Anbstand von ca. 300 Metern Musketenschussweite eine Viereckschanze, hier nur erkennbar am Linienversatz zu beiden Seiten, dann ein Spiron, danach wieder eine Viereckschanze, dann ein weiterer Spiron. Im Folgenden geht die Linie nach weiteren zwischengeschalteten, heute nicht mehr erkennbaren Schanzen in das erhaltenen Wall-Graben-System der sogenannten "Römerschanze" über.

Bewuchsmerkmale der Defensionslinie nordöstlich von Arnbuch (schwarze Pfeile). Rechts gut erkennbar eine über Eck stehende Viereckschanze, weiter westlich davon ein Spiron. Ein Linienversatz findet sich im linken unteren Bildviertel, hier lag also eine weitere Schanze, am ehesten eine Viereckschanze über Eck.

Bewuchsmerkmale der Defensionslinie südwestlich der sog. "Römerschanze". Der Bildausschnitt schließt an obiges Bild östlich an. Links unten gut erkennbar die über Eck stehende Viereckschanze.

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Die sogenannte "Römerschanze" nordwestlich von Wolfsbuch

Selbstredend handelt es sich bei dieser "Römerschanze" nicht um die Überreste des Imperium Romanum, dessen Limes ja deutlich weiter südlich gelegen war, sondern um ein Schanzwerk der kurbayerischen Landesdefension von 1702/03. Es besteht streckenweise der Eindruck eines Doppelgrabens, mit der Wallkrone in der Mitte. Was hier zunächst wie ein Spiron aussieht, war in Wirklichkeit eine Viereckschanze, die sich nicht ganz erhalten hat. Der Laser-Scan macht deutlich, was das Auge vor Ort im Gebüsch nur schwer ausmachen kann. Immerhin haben sich die Wolfsbucher in früherer Zeit Mühe gegeben, durch spezielle Bepflanzung und Nicht-Freigabe für landwirtschaftliche Nutzung dieses Bodendenkmal der Nachwelt zu erhalten.

Die sog. "Römerschanze" im Laser Scan. Linearer Wall-Graben der Defensionslinie mit Spiron.

Unten die "Römerschanze", dahinter der weitere Verlauf der Defensionslinie bis Arnbuch - Luftaufnahme von 1914 (Chr. Wolf).

Im 19. Jahrhundert haben die Zeichner des königlich-bayerischen Urkatasters und des Urpositionsblattes das Schanzwerk hüben und drüben der "Römerschanze" erfasst, dabei die Schanze auf der Dietfurter Höhe sogar als "Kriegstätte" bezeichnet, ansonsten jedoch der Begeisterung für die Antike Tribut gezollt und das Missverständnis mit den Römern bewusst nicht aufgelöst.

Die "Wolfsbucher Schanzen" im Urkataster von ca. 1820: Die Dietfurter Höhe und der westliche Verlauf der Linie (nach der Viereckschanze) sind nicht exakt erfasst. Der östliche Teil der "Römerschanze" ist korrekt mit einer Viereckschanze versehen, der Spiron im westlichen Teil ist heute nicht oberirdisch erhalten, nur an Bewuchsmerkmalen nachzuvollziehen.

Die "Wolfsbucher Schanzen" im Urpositionsblatt von 1869: Identische Konstellation wie oben.

An dieser Stelle nähert man sich bis auf wenige Meter der eichstättisch-kurbayerischen Grenze, deren Grenzsteine von 1615 ein lebendiges Zeugnis über Bayern kurz vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges abgeben. Auf allen Steinen kann man in mehr oder weniger gut erhaltener Ausführung die jeweilige Nummer des Steines erkennen, sowie als Hoheitszeichen auf der einen Seite das kurbayerische Wappen, auf der anderen Seite den Pastoralstab der Eichstätter Bischöfe.

Grenzstein 1615-97 an der Straße zwischen Wolfsbuch und Vogelthal - links hinten die Dietfurter Höhe.

Grenzstein 1615 - 98 am Weg zur Dietfurter Höhe - eichstättische Seite - kurbayerisches Wappen.

Grenzstein 1615-98 am Weg zur Dietfurter Höhe - kurbayerische Seite - eichstättisches Wappen.

Grenzstein 1615-98 am Weg zur Dietfurter Höhe - kurbayerische Seite - eichstättisches Wappen (Hirtenstab mit Rose in der Schnecke).

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Ein geflügelter Spiron westlich der Dietfurter Höhe

Westlich der Dietfurter Höhe ernennt man auf Satellitenaufnahmen erneut den Verlauf der kurbayerischen Defensionslinie - zunächst mit einem einfachen Spiron, dann mit einem asymmetrisch geflügelten Spiron, d. h. einer Keilschanze mit zwei zusätzlichen, aber ungleich langen Parallelschenkeln. Hier wie an den weiter südlich gelegenen Linienabschnitten erkennt man, dass die Schanzleute mitunter mit der Symmetrie auf Kriegsfuss standen.

Ein asymmetrisch geflügelter Spiron südwestlich der Dietfurter Höhe.

Die Defensionslinie zwischen der "Römerschanze" und der Dietfurter Höhe in Urkataster. Obiger Spiron ist hier nicht erfasst, dagegen der Spiron auf der Anhöhe als "Kriegsstätte" korrekt bezeichnet.

Die Dietfurter Höhe unten Mitte, links oben die "Römerschanze". Rot der Verlauf der Defensionslinie, blau die Grenze zum Hochstift Eichstätt. Grauer Punkt unten = Grenzstein 1615-99. Grauer Punkt Mitte = Grenzstein 1615-98. Grauer Punkt rechts oben = Grenzstein 1615-97.

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Der Spiron auf der Dietfurter Höhe

Wenige Meter weiter, auf einer flachen Anhöhe namens "Dietfurter Höhe", stößt man auf einen landwirtschaftlich ungenutzten Landstreifen mit dichtem Gebüsch, in dem sich die Fahrrillen früherer Fuhrwerke sowie ein paar lineare Grenzgräben finden, die wir vor die Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges datieren. An Südende findet man in einem dreieckigem Hain mit Dickicht eine typische Schanze der kurbayerischen Landesdefension von 1703, nämlich einen einfachen Spiron, der sich mit kurzen Wall-Graben-Stummeln zu beiden Seiten in toto erhalten hat und damit die Bezeichung der Anhöhe als "Kriegsstätte" (siehe oben) rechtfertigt.

Die Dietfurter Höhe im Laser-Scan: Gut erkennbar der Spiron im bewaldeten Dreieck unten. Darüber alte Wegtrassen, durchschnitten von Grenzgräben früherer Zeitstellung. Rote Linie = Verlauf der Defensionslinie.

Im Dickicht lässt sich der Verlauf des Pfeilgrabens auf einer 2D-Fotografie kaum deutlich machen. Immerhin ist die historische Struktur durch die verborgene Lage gut gegen äußere Einflüsse geschützt.

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Grabenreste nördlich der Dietfurter Höhe

Mit diesem eindruckvollen Schanzwerk geht der schönste Abschnitt der kurbayerischen Landesdefensionslinie nördlich von Wolfsbuch zu Ende. Weitere Gräben und Schanzen in überirdischer Ausführung sind bis zum Rand des Altmühltals nicht mehr auszumachen, allerdings informiert eine Satellitenaufnahme von 2013 aufgrund von Bewuchsmerkmalen darüber, dass der nach Norden abgehende Linienabschnitt nicht bündig mit der Grenze abschloss, sondern ein bis zwei Dutzend Meter weiter östlich inmitten der Felder verlief. Unmittelbar nördlich der Dietfurter Höhe schloss sich außerdem eine größere Viereckschanze an.

Bewuchsmerkmale eines Lineargrabens unmittelbar nördlich der Dietfurter Höhe. Der untere Pfeil markiert den Standort der besagten Viereckschanze.

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Die "Diretissima" zum Altmühlknie bei Dietfurt

Ursprünglich dachten wir, dass die weitere Defensionslinie den kürzesten Weg zur Altmühl genommen und dabei Arnsdorf passiert hätte. Stefan Kluthe hat jedoch aufgrund von Bewuchsmerkmalen nachgewiesen, dass die Linie an der Grenze nach Norden abknickte und quer durch die Flurstücke Ofenplatte und Elend den kürzesten Weg zum Wald nahm, um dort in Form eines Waldverhaus entlang der Wald- und Flurabteilungen Englohe, Kohlplatte, Vogtfeld und Vogtholz auf schnurgerader Linie bis hinab zum Altmühlknie bei Dietfurt zu ziehen.

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