17. Oktober 2014:

Stillstand in Berching: Versäumnisse und Chancen der Altstadtpflege

Vor wenigen Tagen hat CSU-Stadtrat Roland Meyer unter den Stadträten von Berching ein Rundschreiben lanciert, in dem er durch die Blume, d. h. ohne den jeweiligen Namen zu nennen, oppositionellen Stadträten, die nicht seiner Meinung sind, Häme und schlechte Motive unterstellt und dabei in einem Atemzug unsere eigenen Bemühungen um einen gelebten Denkmalschutz in Berching herabzuwürdigen versucht. Wer sich mit den Impuls-Projekten der Stadt Berching nicht einverstanden erkläre, der leiste dem Stillstand Vorschub, unterstellt Meyer! Wir zitieren wörtlich:

"Wieder einmal zeigt sich, dass man sich nicht gegen eine vernünftige zukunftsweisende Entwicklung unserer Stadt stemmen und dem Stillstand Vorschub leisten sollte. Berching braucht dringend eine Aufwertung in seinem Grüngürtel..."

Was wir von dieser "Aufwertung des Grüngürtels" halten sollen, wissen wir bereits durch die gemachten Erfahrungen im Schaidl-Garten und am Pflasterzollhaus - nämlich nichts! Abgesehen davon, dass hier wieder die bereits bewohnte Begriffswahl auftaucht - wer Berching aufwerten muss, zieht den Wert der Stadt zuvor erst mal herunter! - möchten wir an dieser Stelle gerade den Stillstand aufzeigen, den Stadtrat Meyer und die zu ihm gehörige Stadtratsmajoriät seit Jahren zu verantworten haben:

Am besten wäre dem Bevölkerungsschwund der Altstadt und dem ökonomischen Stillstand der gesamten Stadt entgegengewirkt, wenn sich ein dritter Großbetrieb vor den Toren ansiedeln würde. Übrigens: Soviel wir wissen, haben weder bei der Ansiedlung der Fa. Schabmüller noch der Fa. Huber der jeweils amtierende Berchinger Bürgermeister oder der Magistrat entscheidend mitgewirkt!

Aber um wirtschaftliche Belange geht es an dieser Stelle nicht. Es geht allein um die optische und strukturelle Präsenz der Altstadt von Berching! Denn auch diese hat nicht unwesentlich mit Stadtentwicklung zu tun!

Von ein paar wenigen Renommierprojekten abgesehen, befindet sich die historische Substanz der Stadt in einem jämmerlich ungepflegten, z. T. baufälligen und heruntergekommenen Zustand!

Der hausgemachte Stillstand in der optischen Präsenz Berchings - er soll gerade jetzt, wo am Kuffer-Park unsinnig mit Maschinengewalt herumgerissen wird, an plakativen Beispielen verdeutlicht werden, ergänzt mit Hinweisen auf die Maßnahmen, die seit langem überfällig sind und dennoch zum Leidwesen vieler Bürger unterbleiben. Die folgende Liste ist keineswegs vollständig!

 

Instandhaltung und Pflege der Ringmauer des Wilhelm von Reichenau

Die wertvolle Ringmauer Berchings - die einzige komplett erhaltene in der Oberpfalz - ist, nachdem die letzte Renovierung bereits 44 Jahre zurückliegt, stellenweise in einem bedenklichen Zustand.

Dies betrifft zum einen die Neigung und die Risse der Mauer an ihrer Ostflanke, auf die wir bereits an anderer Stelle hingewiesen haben und die nun durch die Umbauten im Kuffer-Park noch zunehmen wird. [Link] Es folgen an dieser Stelle nochmals einige Bilder zur Verdeutlichung der Problematik.

Die Ringmauer am Kufferpark neigt sich bedenklich.

Risse am Durchgang zum Grabmannplatz.

Schiefstand der Mauer zwischen Schießturm und Ziegeltor.

Inzwischen konnten wir auch einen der Öffentlichkeit nicht zugängigen Innenabschnitt der Stadtmauer besichtigen, der von Privatanwesen verdeckt wird. Auch hier gibt es dringenden Handlungsbedarf, vor allem was den Zustand des Verputzes und der Mauerkronen sowie das stellenweise marode Gebälk und die bereits lückenhafte Dachdeckung betrifft.

Bestandsicherungsmaßnahmen sind dringend; im ISEK kommen sie jedoch nicht vor!

Wehrgang der Ringmauer.

Wehrgang der Ringmauer mit Anbauten.

Die Hochwasserverbauung des Bürgermeisters Josef Plank von 1920/22

Aktuell werden Teile der historischen Hochwassermauern südflich der Johannisbrücke ohne Notwendigkeit zerstört - unter grober Missachtung des Ensemble- und Denkmalschutzes. Der größte Skandal dabei: Der enorme Wert der Hochwasserverbauung in stilistischer, bautechnischer und funktioneller Hinsicht, den wir bereits an anderer Stelle ausführlich herausgearbeitet haben [Link], wird aus Opportinismus der Stadtverwaltung gegenüber sogar von Landesamt für Denkmalpflege geflissentlich ignoriert!

Wenn es nach dem Willen der Stadtverantwortlichen und der ISEK-Planung ginge und die entsprechenden Mittel vorhanden wären, kämen dieses Mauer-Ensemble mit unterschiedlichen Kurvenradien, Spannweiten und Mauerhöhen auf der ganzen Länge von ca. 880 Metern weg! Ersatz: Eine Pseudo-Renaturierung, die hier nicht hingehört!

Schon jetzt sind die Mauern dem Verfall preisgegeben, seit Jahren ist das Flussbett der Sulz nicht gepflegt worden, völlig verkrautet, von Bäumen durchwachsen, da der Wasserspiegel durch eine Fehlgestaltung der Staustufe am südlichen Kuffer-Park viel zu niedrig gehalten wird.

Es folgen an dieser Stelle nochmals zwei Bilder zum Soll- und derzeitigen Ist-Zustand:

Zustand der Hochwassermauern nördlich der Johannisbrücke 1922: Ein schmucker, gepflegter Kanal aus Jurasteinen, in reiner Handarbeit errichtet. Das Werk des Bürgermeisters Josef Plank.

Der heutige Zustand der Verwahrlosung.

Die nordöstliche Vorstadtmauer

Nördlich des Schaidl-Gartens befindet sich das einzige authentische Stück der Vorstadtmauer aus der Erbauungszeit um 1470, inklusive den Resten des letzten Halbschalenturms und einer Schlüsselscharte. Dieses wertvolle Mauerstück befindet sich inzwischen ebenfalls in einem Zustand der Verwahrlosung und des Niedergangs.

Die Vorstadtmauer im völligen Verfall begriffen!

Mauerstück mit der Schlüsselscharte, welche eine grobe Datierung der Mauer zulässt (nicht vor 1450).

Zum Schluss noch ein Trümmerhaufen, ebenfalls aus dem Vorstadtmauerbereich - nunmehr an ganz anderer Stelle.

Mauerstück aus der südlichen Vorstadtmauer in Nähe der Sulz.

Ob der Leser errät, was das ist?

Es handelt sich um die verfallenden Reste des letzten Halbschalenturmes an der Südpartie neben der Sulz, von innen aus dem Streu-Plank'schen Obstgarten heraus fotografiert.

Es ist eine Schande, hier zusehen zu müssen, wie die Stadt Berching ihr kulturelles Erbe verfallen lässt. Unmittelbar daneben hat man vor Jahren ein Mauerstück unsachgemäß restauriert, indem man einfach einen Betonklotz auf die Mauer setzte. Wir ersparen dem Leser das zugehörige Bild - ein schrecklicher Anblick.

Vernachlässigte Blickachsen und Perspektiven

Eine historische Stadt lebt von ihren Blickachsen und Perspektiven. Deren geschickte Inszenierung ist für die Außendarstellung der Stadt, für die touristische Attraktivität von höchster Bedeutung. Schandflecke, die diese Perspektiven beeinträchtigen, müssen beseitigt werden, gegebenenfalls auf Veranlassung der Stadt.

Nichtsdestotrotz: In Berching Fehlanzeige auf der ganzen Linie!

Beispiel: Ringmauerweg

Eine der schönsten und vielfrequentierten Spaziergänge an der Stadtmauer entlang führt von der Metzgerei Kraus zum sogenannten Storchenturm. Wenn man den Ringmauerweg betritt, beleidigt zunächst nichts das Auge des Betrachters; die Außenmauern des stilgerecht renovierten Anwesens "Kupferschmiedgasse 3" fügen sich gefällig ins Ensemble.

Die Rückfassaden des Anwesens "Kupferschmiedgasse 3" zur Linken, die Stadtmauer zur Rechten, dazwischen die perspektivische Flucht des Ringmauerwegs.

Doch nach dem nachfolgenden Anwesen "Ringmauerweg 12" kommt die dysproportionale und unverputzt gebliebene Rückseite des Hauses "Ringmauerweg 11a" zum Vorschein. Dies ist ein ausgesprochener Schandfleck!

Hier gehört mit dem Besitzer gesprochen, ggf. Auflagen erteilt, nötigenfalls unkonventionelle Mittel ergriffen, um Abhilfe zu schaffen. Ein gesondertes Fassadenprogramm der Stadt zur Beseitigung solcher Schandflecke (mit Definition von Dringlichkeitsstufen, ggf. mit Kostenübernahme der Verputzarbeit) sollte die Widerstände betroffener Eigentümer überwinden.

Genau an solchen Stellen müsste ein richtig verstandenes ISEK ansetzen: Durch Aufklärung, Motivationsarbeit und ggf. finanzielle Hilfen. Da hier aber keine großen Aufträge winken, unterbleibt es!

Die Möglichkeiten sind aktuell nicht einmal in Ansätzen angedacht, geschweige denn ausgeschöpft.

Zur Linken das unverputzte Anwesen "Ringmauerweg 11a". Auch die Fassade davor könnte verbessert werden!

Das seit Jahren im Rohbaustadium gebliebene Haus wird beim Vorübergehen blickdominierend. Als Einheimischer gewöhnt man sich an solche Bausünden, das Auge ermüdet und blendet nach und nach aus. Wie aber muss dieser Anblick auf den Besucher wirken, der das erste Mal Berching besichtigt! Hier liegen die eigentlichen Visitenkarten der Stadt Berching!

Beispiel 2: Ehemalige Brauerei Zrenner

Die rückwärtige Fassade der ehemaligen Brauerei Zrenner (Rückgebäude Pettenkoferplatz 14) bietet als Stadtbrauerei mit ihren Türmen durchaus einen malerischen Anblick - aber nicht im aktuellen Erhaltungs- und Gestaltungszustand.

In den Fällen, in denen ein Hausbesitzer eine Renovierung vor sich her schiebt oder auch vor sich herschieben muss - diese Fälle sind vom Gesetzgeber her leider begünstigt und in jeder historischen Stadt unvermeidbar -, sollte das Stadtsäckel wenigstens einen kostenlosen Anstrich hergeben, der ja nicht die Welt kostet und ebenso durch ein Sonderfassaden-Programm erreichbar wäre wie bei obigem Beispiel. Immerhin befinden wir uns hier am Vorplatz der Pfarrkirche Maria Hilf, d. h. an einem Ort besonderer touristischer Attraktivität.

Das sind die Stellen, an denen man für "Aufwertung" der Stadt sorgen könnte, wenn man dieses Wort schon in den Mund nehmen will, aber nicht durch unpassenden Schnickschnack in den grünen Vormauerzonen!

Als Magistrat mit einfachen, aber effektiven Mitteln eine Stadt an vielen Stellen neu zu inszenieren, erfordert nicht nur gestalterisches Geschick, sondern auch Talent und vor allem die Liebe zu Stadt - und ein vorbildliches Verhalten, was den Denkmalschutz anbelangt. Es gibt Städte, in denen es Bürgermeistern gelingt, die Bürger entsprechend mitzunehmen (z. B. Langquaid in Niederbayern). In Berching herrscht hier Fehlanzeige. Genau durch die hier benötigten, diversifizierten Einzelprojekte erzeugt man die für das Geschäftleben in der Stadt wichtige optische Belebung, nicht aber durch unsägliche Hauruckprojekte außerhalb der Mauern, wie jetzt durchgeführt. Für die Behebung der aufgewiesenen Schandflecke bedürfte es im Grunde genommen nur der Anstellung eines städtischen Malers, als letztendlich kostengünstigste Variante!

Aber wie gesagt: Im Berching von heute Fehlanzeige!

Die heruntergekommene Rückfassade der ehemaligen Stadtbrauerei Zrenner.

Beispiel 3: Durchgang von Dr.-Grabmann-Platz zum Kuffer-Park

Dem Besucher, der von der Kirche Mariahilf in den nahen Kuffer-Park will, präsentiert sich die Südostecke des Grabmannplatzes mit dem renovierten Anwesen "Dr.-Grabmann-Platz 10"zunächst gefällig; dahinter lugt das kleine, für Berching besonders typische Häuschen mit der Hausnummer "9" hervor. Dies ist ein stadtmauernahes Kleinstadt-Ensemble, das unbedingt bewahrt gehört.

Doch je mehr man sich dem Durchgang zum Park nähert, desto mehr fällt störend der in sich verwinkelte Anbau des Anwesens "Dr.-Grabmann-Platz 8" ins Auge. Hier hat einst die Notwendigkeit zur schrittweisen Erweiterung einer Metzgerei den Ausschlag gegeben.

Heute wäre zur Wiederherstellung des Aspektes eines mittelalterlichen Ensembles eine Korrektur des Daches und der Außenfassade ohne großen Aufwand und Kosten möglich.

Doch auch hier sind die Chancen wegen fehlender Motivation und Untersützung durch die Stadt gänzlich ungenutzt geblieben. Jahrein, jahraus müssen unzählige Passanten aus Nah und Fern den störenden Anblick ertragen.

Südostecke des Dr-Grabmann-Platzes im gefälligen Abschnitt.

Um die Ecke, in Richtung Mauerdurchgang, das wenig ansprechende Beigebäude der Metzgerei.

Die zergliederte Dachlandschaft und die unpassende Fensterbesprossung wäre u. E. mit nur geringem Aufwand ausreichend korrigiert. Ein entsprechender städtischer Zuschuss sollte motivierend wirken!

Auch das daneben stehende und heute wohl unbewohnte Anwesen "Badturmgasse 5" bedarf dringend der Renovierung. Mit einem Anstrich und einem Austausch der Fenster wäre es erheblich aufgehübscht! Davon abgesehen eignet es sich bestens für ein städtisches Musterprojekt im historischen Anspruch.

Auch das daneben und das gegenüber liegende Kleingärtlein gehören unbedingt erhalten und gepflegt!

Inhäusl "Badturmgasse 5".

Beispiel 4: Kirchgasse

Die Kirchgasse hat eine besondere touristische Bedeutung - es handelt sich immerhin um den Hauptzugang zur schönsten Landkirche im "Oeuvre des Mauricio Pedetti"! Die Fassaden zur Linken auf dem nachfolgenden Bild sind ausnahmslos eine Zumutung für das Auge. Auch hier gehört im Falle fehlender Eigenmittel städtischerseits den Besitzern unter die Arme gegriffen, um diesen unschönen Zustand aufzulösen.

Letztendlich werden wiederum nur einige Eimer Fassadenfarbe benötigt!

Die rechte Häuserzeile ist in ungleich besserem Zustand, aber das Schild am Gästehaus, in Projektion auf das Kirchengebäude, halten wir für relativ blickstörend. Auch hier sollte ein Gespräch mit den Besitzern eine verträglichere Alternativlösung möglich machen!

Die Kirchgasse - derzeit ein Schandfleck für Berching.

Eine Berchingerin hat den Vorschlag gemacht, auch in ungekehrter Richtung - von der Kirche zum Pettenkoferplatz - eine schöne Blickachse zu schaffen, indem man das Kriegerdenkmal von der Straßenkreuzung hierher, in Nähe der Gastronomie, transferiert.

Dies ist ein ausgesprochen origineller und sinnhafter Vorschlag, mit dem wir uns sofort anfreunden können, weil mit diesem Standort direkt vor dem Haus des Gründers alle Ansprüche des Denkmals gewahrt bleiben, sich für den angrenzenden Gastronomiebetrieb und vom Mittleren Tor her reizvolle Ausblicke ergeben, während wir ein "Abstellen auf Halde" am Kirchplatz von St. Lorenz strikt ablehnen, weil das Denkmal dazu viel zu wertvoll ist!

Blick von der Kirchgasse auf den Pettenkofer-Platz - mit einem hierher versetzten Kriegerdenkmal als optischen Fluchtpunkt!

Vernachlässigte Instandhaltung und Pflege besonders wertvoller Strukturen

An vielen Stellen ist die historische Substanz Berchings besonders wertvoll, ist nichtsdestotrotz kaum beachtet und kommt herunter.

Wir verkennen auch hier nicht, dass das Eigentumsrecht notwendigen Eingriffen und Unterstützungsmaßnahmen durch die Kommune im Wege steht. Aber nicht immer ist es der Unwille der Eigentümer, der die notwendigen Maßnahmen verhindert, oft fehlen einfach die Mittel, die zum Erhalt notwendig sind.

Wir sind davon überzeugt, dass ein den Denkmalschutz vorbildlich lebender Magistrat Mittel und Wege der Rettung und Abhilfe fände. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! In den 6 Jahren, in denen wir in Berching leben, haben wir nur Aktivitäten bei einigen Vorzeigeprojekten erlebt (Soiferer-Haus, Klenner-Haus), in der Fläche reicht dies jedoch bei weitem nicht aus.

Vielleicht läge ein gangbarer Zwischenweg bei einem Teil der Objekte in einer Teilsanierung (Dach, Fassade, Mittel des städtbaulichen Denkmalschutzes), um wenigstens vorläufig den Erhalt zu sichern. Wir sind überzeugt, dass auch hier die Möglichkeiten bei weitem nicht ausgeschöpft sind.

Beispiel: Das heruntergekommene Wohnstallgebäude "Pfarrgasse 3"

Haus in der Pfarrgasse 3.

Das Haus steht als eines der letzten Häuser Berchings, das eine histrosiche Rauchkuchl besitzt, unter Einzeldenkmalschutz. Eine wertgerechte Restaurierung ist durch den heutigen Besitzer nicht geplant, also kommt das Anwesen herunter. Wenn man schon Innenstadtbewohner und - besucher in den Turnpark im Schaidl-Garten bringen will, gehört hier wenigstens fassaden- und dachtechnisch eingegriffen und/oder der störende Anbau beseitigt. So aber ist und bleibt das Haus ein Schandfleck!

Beispiel: Die Holztüren von Berching

Berching besitzt eine ganze Reihe von höchst wertvollen Holztüren und -toren aus früherer Zeit. z. T. an privaten Gebäuden (wie unten abgebildet am Kirchplatz), z. T. auch an öffentlichen Gebäuden (Beilngrießer Tor, Krapfentor, Gredinger Tor, Bürgerspital). Diese Eingangselemente aus Holz verwahrlosen derzeit trotz ihres Wertes ohne Ausnahme.

Auch hier sind mit Hilfe des städtebaulichen Denkmalschutzes dringend restauratorische Maßnahmen zur Werterhaltung nötig. Obwohl bei den kleineren Türen der Erhaltungsaufwand vergleichsweise eher gering ist, herrscht auch hier in der ISEK-Planung Fehlanzeige. Offensichtlich kein Umsatz für Großfirmen!

Ob man sich im Stadtrat aktuell überhaupt bewusst ist, dass auch hier ein immenser Kulturschaden und Wertverlust droht?

In anderen Städten werden historische Türen und Tore liebevoll restauriert und als touristische Aushängeschilder vermarket!

Hruntergekommene Hauseingansgtür am Kirchplatz.

Sonderfall "Alte Post" - Neubau in der historischen Tradition statt Kahlschlag!

Die "Alte Post" ist neben dem "Saalbeckn-Haus" aktuell der größte bauliche Schandfleck in Berching. Es handelt sich um ein Gebäude, das u. E. nicht mehr sinnvoll erhalten werden kann, da die Mauern durch die Lage an der Sulz und den arbeitenden Untergrund bereits geborsten sind und nur noch mühsam mit einem Eisenanker zusammengehalten werden.

Das Gebäude gehört glücklicherweiwe nicht zur wertvollsten Häusersubstanz Berchings, da es nicht aus Kalkstein, sondern aus Ziegeln errichtet wurde und stilistische Merkmale aufweist, die dem historischen Aspekt wenig zuträglich sind (z. B. eine dorische Betonsäule am Eingang; siehe unten). Das Haus mit seinem Nebengebäude stammt aus dem Jahr 1908, einst errichtet vom Obermässinger Baumeister Johann Baptist Netter.

Das Postgebäude vor der Johannisbrücke

Die "dorische" Säule an beigefügten Eingang.

An diesem Haus findet selbst der Ensembleschutz seine Grenzen - ein Abriss ist u. E. unvermeidlich. Umso wichtiger ist es, dass bei einem Neubau der historische Aspekt der Vorstadtpartie am Bürgerspital gewahrt bleibt!

Der Vorschlag eines Stadtrates, hier einen Parkplatz und anschließend einen Fussgängerüberweg hinein in die Stadt zu bauen, ist der Situation nach völlig inadäquat. Ein Kahlschlag an dieser Stelle wäre eine weitere Bausünde Berchings - nicht minder schlimm als ein Keller-Theater im Kufferpark oder der Abriss des Pflasterzollhäuschens am Krapfentor.

Allein aus perspektivischen Gründen muss hier ein Gebäude vis-à-vis des Bürgerspitals stehen bleiben, das die gewollte mittelalterliche Enge wahrt! Dies ist vor allem aus Gründen der sich die allmählich erweiternden Breitensicht hin zu Lorenzkirche, Pfarrhof und Gasthof Post notwendig! Mit anderen Worten: Es geht um Vermeidung des sog. Notre-Dame-Effektes!

Zur Erklärung:

Baron Haussmann, der Stadtplaner von Paris im 19. Jahrhundert, ließ vor 1870 das gesamte historische Stadtviertel vor Notre-Dame abreissen, um einem großen, seiner Ansicht nach monumentalen Platz stattzugeben.

Eine unerwünschte Nebenwirklung dieser bis heute unkorrigiert gebliebenen Abbbruchsituation ist, dass die heutigen Besucher von Paris, die sich der Kathedrale Notre-Dame von der Rue de la Cité und der Seinebrücke her näheren, die grandiose Kirche wegen ihrer Ferne als unnatürlich klein empfinden!

Auch hier hat also ein sogenannter Stadtplaner, dem man Besseres zutrauen sollte, schon einmal etwas unpassend freigestellt!

Diese Freistellung war nicht im Sinn der mittelalterlichen Kirchenbauer: Der Pilger sollte - aus den engen Häuserzeilen der Innenstadt auf einen relativ kleinen Domvorplatz (Parvis) hinaustretend - von der pötzlichen Höhe des Bauwerks überwältigt werden!

Zur Vergleich folgen zwei Bilder aus Paris und der englischen Stadt York. In letztere blieb der mittelalterliche Aspekt gewahrt, weswegen heute die Kathedrale von York als viel größer als diejenige von Paris wahrgenommen wird, obwohl sie deutlich kleiner ist.

Der Notre-Dame-Effekt: Unten die "kleine" Kathedrale von Paris, oben die "große" von York.

Ein ähnlicher Effekt droht der alten Post von Berching, falls sie ersatzlos abgerissen würde: Ein leerer Platz an ihrer Stelle würde die gesamte horizontale Perspektive entwerten!

Die Lösung der Post-Problematik ergibt sich durch Beachtung der Historie:

Vor der alten Post stand einst das Haus des Rotgerbers von Berching, das auch "Brucklederer-Haus" genannt wurde. Es hat sich nicht nur der Grundriss, sondern durch alte Fotografien auch der Aspekt dieses Hauses erhalten, das wesentlich kleiner als das jetzige war und in den klaren Linien seines Baukörpers durchaus Modernität wiederspiegelt.

Aufnahme vor 1908: Rechts der barocke Gasthof Zur Post, dann das Bürgerspital und links hinter den Büschen des Kirchhofs das Brucklederer-Haus.

Vor 1908: Das Brucklederer-Haus von Westen.

Vor 1908: Das Brucklederer-Haus von Osten.

Ein Neubau, der sich am Aspekt und Grundriss dieses vergleichsweise weitaus kleineren Hauses orientiert, ein guter Architekt, der den historischen Anspruch mit einem modernen Hausstil zu verbinden weiß, das wäre die adäquate Lösung - und eine vergleichsweise kostengünstige obendrein!

Die besten Vorbilder für derartige Bauten haben wir in Iphofen gesehen und würden uns, so wir die Bauherren der alten Post wären, sofort an den dortigen Architekten wenden!

Falls der Kufferpark nicht zum Vergnügungspark verschandelt wird, handelt es sich bei einem solchen Haus um das attraktivste Immobilienprojekt Berchings - an der schönsten Stelle der Stadt, mit Garten am Fluss, Nachmittagssonne und einem multifunktionell nutzbaren Beigebäude und einen Ausblick auf die Stadtmauer nach Westen!

Unpassender Beton in der Innenstadt

Am Kirchplatz von St. Lorenz hat man sich vor Jahren einen Schildbürgerstreich geleistet und einen Betonklotz in den Chorbereich der Kirche implantiert - für Dinge, die nicht hierher gehören.

Der größere Block trägt eine verrostete Glocke, die nicht einmal aus Berching stammt und deshalb dringend entsorgt werden muss. Für die Gedenktafeln fände sich sicher ein günstigerer Platz, und die schiefe Kirchturmspitze macht am Boden keinen Sinn und gehört ins Depot.

Hier könnte die Kirchenverwaltung von Berching als Vorbild vorangehen und der Stadt durch Entfernung Gutes erweisen!

Die Betonklötze im Kirchhof von St. Lorenz.

Ein Gutes hat der große Klotz doch: Er ist sichtbares Zeichen dafür, wo man hinkommt, wenn man Berching mit Betonobjekten "verschönern" wollte.

Kleinere Bausünden der Jetztzeit - fehlende Eigentümerberatung

Berching hat eine Gestaltungsfibel als Richtschnur für Bauherren, die in der Innenstadt bauen wollen, und mancher Eigentümer kann ein Lied davon singen, wie streng die Richtlinien ausgelegt werden.

Seltsam, dass trotzdem in letzter Zeit gestalterische Fehler in der Stadt einreißen, von denen wir meinen, dass sie bei ensprechender Beratung und Förderung vermeidbar gewesen wären:

Am Beilngrieser Tor ist schon vor Jahrzehnten das historische Pflasterzollhaus abgerissen worden - übrigens ebenfalls mit Zustimmung des amtlichen Denkmalschutzes, wie Alfons Lichtenegger, der verstorbene Ehrenbürger der Stadt, dokumentiert hat. Der heutige Besitzer hat in den Jahren 2013 und 2014 den Nachfolgebau vorbildlich altstadtkonform, mit dezenter Farbgebung, restauriert.

Warum aber hat man ihn nicht beraten, als er vor dem Tor ein unpassend neuzeitliches Mauerstück an das Haus anschloss und im Inneren der Vostadt ein schrägstehendes Holztor mit Querlamellierung einbaute? Dies alles - gesägte Jurasteine, Schrägstand und Querlattung des Tores - passt in keiner Weise zum historischen Ensemble mit dem Torhaus und Anschlussbogen. Von Mittelalter bis in unsere Tage hätte kein Mensch je Holz derart quer verlattet und damit dem witterungsbedingten Verfall Vorschub geleistet!

Renoviertes Haus am Beilngrieser Tor.

Es handelt sich hier an sich um gut korrigierbare Kleinigkeiten, die dennoch einen großen Effekt auf die Optik der Stadt aufweisen.

Ähnliches gilt z. B. für die Garagengestaltung an diversen Stellen der Innenstadt: Ob alt oder neu: Überbreite Toreinfahrten, Rolltore mit Querprofil, Kunststoffe und Leichtmetalle passen in keiner Weise ins Altstadt-Ensemble und hätten problemlos viel besser verträgliche Alternativen, mit gutem Aspekt, ohne Funktionsverlust.

Den Besitzer allein wollen wir dieses Manko nicht anlasten. Wir sind überzeugt: Bei guter Beratung, Aufklärung und Motovation wären sie durchaus aufgeschlossen und für die historischen Belange sogar zu begeistern!
Tore in der Kirchgasse...

... und am Ringmauerweg: Schade um den verlorenen historischen Aspekt!

Resümee

Dieser kleine Bilderzyklus, der in keiner Weise vollständig ist, soll genügen, um die Leser unserer Seiten für den "Stillstand" in Berching sensibilisieren und aufzuzeigen, woran es eigentlich hapert! Der Handlungsbedarf ergibt sich dann von selbst!

In den meisten Fällen müsste gar nicht viel Geld in die Hand genommen werden, um eindrucksvolle Effekte zu erzielen!

Wievieles hätte man mit den Fördergeldern des ISEK, die aktuell sinnlos verbraten werden, an Positivem in der Innenstadt leisten können, wenn man nur gewollt und die entsprechenden Anträge dazu gestellt hätte. Mit den Millionen wäre sogar die Mustersanierung mehrer Altstadthäuser möglich gewesen!

Nun wird man entgegnen: Für einen Teil der hier angesprochenen, einfacheren Dinge haben wir ja unseren neuen "Stadtentwicklungsverein" gegründet!

Diesen Verein begleitet aktuell ein gehörige Portion Skepsis in der Bevölkerung. Es ist auch nicht der erste dieser Art in Berching! Während der historische "Verkehrs- und Verschönerungsverein" aus einer spontanen Aktion der Berchinger Ureinwohner und mit kompetenten Heimt-Fachleuten entstand, ist der neue Verein aus der ISEK-Retorte entstanden, eine quasi von außen übergestülpte Struktur. Ob er sich trotzdem bewährt, müssen wir derzeit offen lassen; an seinen Taten wird man ihn erkennen!

Künstliche Euphemismen wie "Gemeinsam für Berching" oder der Begriff "Lenkungsgruppe" laden allerdings nicht dazu ein, sondern erwecken eher den Verdacht, dass hier ein elitärer Zirkel entstanden ist, der den ISEK-Planern zuarbeitet. Gerade deshalb ist der Verein durch die hiesigen Missgeschicke des ISEK nun auch erheblich vorbelastet, wofür die einzelnen Mitglieder vielleicht gar nichts können! Obendrein besteht bei vielen Leuten in Berching, wie wir von zahlreichen Gesprächen her wissen, wegen des parteienübergreifenden Ansatzes der Eindruck, dass es sich um eine Art von Feigenblatt handelt, das Stadtplaner und Stadtverantwortliche bei Bedarf vorschieben, wenn sie selbst keine persönliche Verantwortung für Fehl- oder Nicht-Entwicklungen übernehmen wollen!

Aber immerhin: Durch individualistischen Ansatz, durch geschickte Projektentwicklung, die sich vor allem am historischen Anspruch der Stadt orientiert und sich deren unverbrüchlichen Aspekt auf die Fahnen schreibt, könnte prinzipiell Sinnvolles entstehen! Könnte. Die Zukunft wird es erweisen!

Im grassen Gegensatz hierzu stehen allerdings die aus Gründen der politischen Besitzstandswahrung von der CSU gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung durchgedrückten Impulsprojekte des ISEK in den Vormauerzonen:

Hier wurde und wird mit vollen Händen unser Steuergeld in Millionenhöhe zum Fenster hinausgeworfen - für Dinge, die in Berching keiner braucht! Die angestrebte Effekte werden von vorn herein nicht erzielt, Leerstände neu erzeugt statt beseitigt, das historische Antlitz unserer schönen Stadt unerträglich verwässert oder gar zerstört.

Wenn es so weiter geht, dann landet Berching genau dort, wo es mit Sicherheit nicht hingehört - in jenem Sammelbecken bayerischer Kleinstädte, deren Anblick durch die grassierende Bauwut und Betonkultur so langweilig, so uniform geworden ist, dass man sie beim Verlassen sofort wieder vergisst!

Mit anderen Worten: Berching ist bei einer fehlgeleiteten "Entwicklungspolitik" à la Roland Meyer in höchster Gefahr, sein unverwechselbares Gesicht zu verlieren!

Deshalb Schluß mit einer Stadtpolitik, die nur Fassaden errichtet, dabei einem verkappten Lobbyismus frönt und dem Bürger "Entwicklung" vorgaukelt, aber in Wirklichkeit Zerstörung, Abriss und Ersatz durch 01815-Surrogate meint.

Berching braucht stattdessen Wertschätzung, konsequente Instandhaltung und sorgfältige Pflege - und einen Magistrat, der dies versteht und den Bürgern vorbildlich vorlebt!

Diese Maxime mit anschaulichen Inhalten zu füllen, war Absicht dieses Artikels!

 

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