Berchings wertvolles Vormauer-Ensemble an der Sulz für immer vernichtet! Vom Ende der historischen Hochwasserverbauung und Vormauer-Partie am Kuffer-Park
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Ein Kleinstadt-Drama in 5 Akten - ohne Ende:
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Erster Akt: Die historische Bedeutung Sommer 2014
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11. September 2014:
Warum ist der Kuffer-Park in Berching für die Bodenarchäologie so wichtig?Wir stellen zunächst das grobe Zeitraster der Stadtgeschichte Berchings nach den einschlägigen, eher spärlichen historischen Quellen vor und ergänzen die Resultate eigener Recherchen, soweit sie für den Kuffer-Park relevant sind. Für weitergehende Hintergrundinformation verweisen wir auf unsere Arbeiten, da eine vollständige, in sich schlüssige Chronik Berchings bis heute auf sich warten lässt:
Kleine Chronologie Berchings:
Disposition der Siedlungskerne und Altwege:Wir verwenden im Folgenden eine Überprojektion mit der Darstellung des sogenannten Urkatasters (ab ca. 1808), um vor allem die Lage der Altwege deutlich zu machen, die noch heute mit dem eigenartigen Straßenverlauf Berchings korrelieren!
Situation vor 750:
Situation zwischen 750 und 911 - die Karolinger in Berching
Situation von ca. 1190 bis ca. 1250:
Situation ab 1350:
Resümee:
Natürlich lässt sich aktuell von niemandem konkret vorhersagen, ob eine bodenarchäologische Untersuchung des Kuffer-Parks bedeutsame Befunde hervorbringt und in welcher Menge, zumal es sich um eine alte Überschwemmungszone handelt und Teile der Bodenoberfläche neuzeitlich negativ beeinflusst wurden (Einebnung der Wälle und Gräben).
Nichtsdestotrotz besteht im Kuffer-Park und unter dem ehemaligen Prallhang-Uferwall der Kraus-Mühle die archäologisch interessanteste Stelle zur Aufhellung der Stadtentwicklung Berchings in Richtung Westen. Es handelt sich sozusagen um eine Schlüsselstelle! Grundsätzlich denkbar sind mehrere Fundhorizonte, wobei der oberste auf ca. 1350 terminiert sein dürfte (abgesehen von Funden aus der Zeit der späteren Belagerungen oder Zufallsfunden), die untersten womöglich sogar über die Karolingerzeit hinaus zurückreichen. Potentiell wichtige Schichten der alten Flussquerung sind durch einen ca. 1350 errichteten, hohen Uferwall (mit Prallhang) gerade an der Stelle konserviert worden, die demnächst wegen eines Wassertheaters komplett abgeschoben und damit irreversibel beseitigt werden soll. Er wurde durch die Hochwasserverbauung von 1920/22 kaum beschädigt und anschließend zusätzlich geschützt. Sollte für die Errichtung des geplanten Vergnügungsparks im Kuffer-Park der Bodenabraum ohne vorherige archäologische Exploration erfolgen, sind möglicherweise wichtigste Informationen zur Stadtentwicklung Berchings für immer verloren und damit der Geschichtsforschung Berchings und Bayerns ein großer Schaden zugefügt. Nachtrag:Der Besitzer der ehemaligen Plankmühle hat uns einen wertvollen Hinweis zum karolingerzeitlichen Sulzübergang, quer durch den Kufferpark, zur Mühlgasse hin, gegeben:Vor Jahren sei bei Ausschachtungsarbeiten für eine Kanalisation in der Mühlgasse in ca. 6 Meter Tiefe völlig überraschend ein zugerichteter Baumstamm zum Vorschein gekommen! Die Bauarbeiter hätte das damals als "Auffüllmaterial" gewertet und achtlos weggeworfen. Bodenarchäologen seien nicht hinzugezogen worden. |
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17. August 2014:
Die historische Hochwasserverbauung und die Vormauer-Partie am Kuffer-Park
Berching und Hochwasser - das hat fast schon etwas Mythisches: Hätte es in Berching kein Hochwasser gegeben, dann gäbe es auch keinen "Berchinger Hecht"! Die alten Berchinger haben dem Raubfisch in der bekanntesten ihrer Stadtsagen mit feiner Selbstironie ein Denkmal gesetzt, in dem sie ihn nach Ablaufen des berüchtigten Berchinger Hochwassers zu einem Käfigtier mutieren ließen, das am Ende fast das Singen gelernt hätte. [Link]
Der historische Hintergrund der Sage ist durchaus ein ernsthafter: Seit Menschengedenken floss die Sulz mit ihrem Nebenarm, der Altach (später auch Altwasser genannt) in breitem Bett von den Zeugenbergen bei Neumarkt und Tyrolsberg herab, um sich vor Berching zu vereinigen und zwischen den beiden Blöcken von Vorstadt und Oberer Stadt in ein enges Bett zu zwängen. Kein Wunder, wenn der so strangulierte Fluss alle paar Jahre zur Zeit der Schneeschmelze über seine Ufer trat und Stadt und Tal überschwemmte. Dies lag u. a. an der speziellen Art, wie der Fluss durch die Stadt geführt wurde:
Die Berchinger Sulz vor 1920Wie alte Fotografien dokumentieren, war die Berchinger Sulz seit Anbeginn der Stadt nur mit einfachen Knüppeldämmen und streckenweise mit Wällen gesichert gewesen. Hinter dem Gasthof zur Post erweiterte sich der Fluss zu einem richtigen kleinen See, dem Mühlteich der Stadtmühle, die seit Menschengedenken Kraus-Mühle und später Plank-Mühle hieß.
Durch die beiden östlichen Joche der Johannisbrücke mit ihren dicken Pfeilern und abgerundeten Vorwerken floss das Sulz-Wasser auf den erhöhten Rand einer kleinen Zwischeninsel hinter der Brücke zu, die zugleich als Staudamm und Überlauf diente, ansonsten zwängte es sich in den Zufluss-Kanal und das Mühlwerk der Stadtmühle. Wegen der für den Mühlbetrieb notwendigen Stauhöhe stand das Wasser im Bereich der Johannisbrücke meist nur wenig unter den Scheiteln der Rundbögen (siehe Bild).
Durch das westliche Joch stürzte das Wasser über eine Wehrmauer, die oben rechts im Bild zu sehen ist, in das weitaus tiefere Bett des Stadtbaches, der gerade hier in die Sulz mündete.
Kein Wunder, wenn sich die alte, dreijochige Brücke, die ihre Durchflusskapazität kaum noch erhöhen konnte, in Regen- und Tauwetter-Zeiten als ein ausgesprochenes Nadelöhr erwies. Binnen weniger Stunden wurde das sonst gemächlich dahinfließende Rinnsal der Sulz zu einem reißenden Strom, der die ganze Stadt unter Wasser setzte und die Bürger nicht selten um Hab und Gut brachte. Nicht einmal vor den Toren der Stadtpfarrkirche machte die Flut halt und beschädigte des Öfteren das wertvolle Inventar.
Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Berching sind mehrere Hochwasser-Katastrophen mit ihren Höchstpegelständen unter der Kanzel der Stadtpfarrkirche Maria Hilf dokumentiert:
Dem zufolge muss in diesen Jahren die gesamte Innenstadt zu einem See geflutet gewesen sein. Dass das Wasser 1909 auch durch das heutige Rathaus floss, ist mündlich tradiert.
Die Hochwasser-Verbauung von 1920 bis 1922Dass den verheerenden Hochwassern von Berching ein Ende gesetzt wurde, ist im Wesentlichen einem einzigen Mann zu verdanken:Er hieß Josef Plank, geb. am 8. März 1872 in Berching. Der Sohn des Stampfer-Müllers hatte im elterlichen Betrieb zunächst das Müller-Handwerk erlernt, dann aber mit Einheirat in die Gastwirtschaft "Zur Blauen Traube" einen Gastronomie-Betrieb übernommen, ehe er im Jahr 1898 die Kraus-Mühle im Tausch erwarb, um dort einen eigenen Mühlbetrieb mit Mehlhandel aufzubauen. Seit 1908 gehörte Josef Plank dem Magistrat von Berching an, im Jahr 1919 wurde er zum 1. Bürgermeister gewählt. In seiner Amtszeit und unter seiner Ägide entstand nun in den Jahren zwischen 1920 und 1922 das größte Bauwerk der jüngeren Berchinger Stadtgeschichte, die sogenannte "Hochwasserfreilegung". Ausführender Baumeister war Johann Baptist Netter, der auch das Postgebäude gegenüber des Kuffer-Parks neben seinem Wohnhaus errichtet hatte. Der Bauführer hieß Zierngibel. Bauamtmann N. Rich war als Regierungsbeamter Leitender Bauvorsitzender und wurde am 17. März 1925 wegen seiner Verdienste für die Sulz-Regulierung sogar zum Ehrenbürger der Stadt Berching ernannt.
Für dieses Großprojekt opferte der Bürgermeister uneigennützig seinen eigenen Mühlbetrieb, gegen nur geringen finanziellen Ausgleich, der wenig später durch die Inflation vollends entwertet wurde. Josef Plank blieb bis zu seinem Tod am 11. November 1935 Bürgermeister von Berching. Ihm zu Ehren ist heute jene kleine Straße in der alten Siedlung benannt, die zum Elysium führt.
Der Erste Weltkrieg war gerade zwei Jahre beendet und die arbeitsfähigen Männer, so sie den Krieg überlebt hatten, nach Berching heimgekehrt, als dieses Wunderwerk der Technik entstand. Es handelte sich bei diesem Kanalbau u. a. auch um eine in Berching dringend benötigte Arbeiutsbeschaffungsmaßnahme der Weimarer Republik. Im Wesentlichen ging es darum, die Verschlammung der Sulz oberhalb der Staumauer an der Johannisbrücke rückzubauen und die ganze innerstädtische Wasserstrecke in einen tieferen Flut-Kanal mit rascher Durchströmung zu verlegen, den meterhohe, überflutungssichere Mauern aus handgeschlagenen Jura-Steinen säumten und sicherten. Es bedurfte einer überlegten Vorplanung, unzähliger Hände Arbeit und eines Zeitraums von fast zwei Jahren, damit dieses städtebauliche Großprojekt gelang. Glücklicherweise hat sich zu dieser nach der Stadtmauer größten Einzelbaumaßnahme der Berchinger Stadtgeschichte, die selbst durch die beiden Kirchenbauten nicht übertroffen wurde, ein Zyklus von Fotografien erhalten. Er macht deutlich, mit welch logistischem und handwerklichem Aufwand die Gesamtkonstruktion bewältigt wurde - zu einer Zeit, als Baumaschinen wie Raupen, Bagger und Kräne noch gar nicht existierten. Lediglich eine kleine Förderbahn mit ihren Geleisen, die man vom Bau-Depot im Bereich des heutigen Kuffer-Parks bis hin zum Brückenbauwerk durch das Flussbett zog, sowie einige hydraulische Pumpen deuteten einen gewissen technischen Umbruch an. Alles andere blieb reine Handarbeit!
Es war nicht nur nötig, große Erdbewegungen zur Trockenlegung des Flussbettes durchzuführen, die erwähnten Hochwassermauern an beiden Seiten zu errichten und das unterschlächtige Mühlwerk der Plank'schen Mühle mit ihrem steinernen Zu- und Ablauf aufzulösen, sondern auch den dreijochige Vorgänger der heutigen Johannisbrücke abzureißen und durch eine zweiwöchige Bogenbrücke größerer Spannweite zu ersetzen.
Notabene: Die letzte Aufnahme ist zur Beurteilung der Situation am Kuffer-Park, die später noch ausführlich besprochen wird, sehr wichtig: Sie belegt, dass hier seit langer Zeit ein Erdwall vorbestanden haben muss, der als Prallhang für den Überlauf fungierte und deshalb von Ufer-Bäumen durchwurzelt und verfestigt wurde. Der Wall, dessen Knüppeldämme 1920 durch eine Steinmauer ersetzt wurden, existiert im Grunde genommen noch heute. Da er mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Gründungszeit der Stadt zurückgeht, stellt er das wertvollste, weil original erhaltene Bodendenkmal dar, das keinesfalls leichtfertig verändert werden darf! Unter ihm sind sogar Strukturen aus der Karolinger- und Stauferzeit zu vermuten, da hier die bis ca. 1350 benutzte Sulz-Querung/Brücke lag! Dennoch plant man soeben seine Beseitigung! Die folgenden Aufnahmen zeigen nun den Abriss der alten und die Errichtung der neuen Johannisbrücke:
Zwei Jahre später: Die Neugestaltung der Plank'schen Mühle inklusive der Flutmauer sind fertig! Es ist nun ein kleiner Vorgarten am Fluss entstanden. Bürgermeister Plank wurde für die Aufgabe seines Mühlbetriebs mit einem Geldbetrag abgefunden, der jedoch durch die nachfolgende Inflation vollständig verloren ging.
Die Kanalarbeiten an der Sulz zogen sich bis weit nach Süden hin. Hier werden gerade in Höhe der Maria-Hilf-Wallfahrtskirche die Kanalböschungen mit großen Bruchsteinen armiert.
Betrachten wir das Resultat der damaligen Arbeiten. Die neue Hochwasserverbauung war eine saubere Handwerksarbeit von eindrucksvoller Länge und Geschlossenheit!
Am südlichen Auslauf der Sulz aus der Stadt entstanden zeitversetzt zwei Aufnahmen zum direkten Vergleich von Vorher und Nachher!
Zum Abschluss ein Postkartenmotiv, das einige Jahre nach Abschluss der Baumaßnahmen entstand und die Harmonie der neu entstandenen Sulzgärten in Kombination mit der domestizierten Flusslandschaft zeigt.
Wir fassen das Resultat zusammen:
Binnen zweier Jahre, in denen man gottseidank von Hochwasser verschont blieb, war mit vieler Bürger Hände ein riesiges, einheitliches Kanal-Bauwerk in Berching entstanden, das größte und weitläufigste der seiner jüngeren Geschichte! Dabei zählte Berching damals kaum mehr als 1700 Einwohner! Aus der Not geboren und in großer Sorgfalt geplant und ausgeführt, fügt sich das entstandene bautechnische Gesamtkunstwerk bis zum heutigen Tag harmonisch in das Berchinger Altstadt-Ensemble ein und lässt die Sulz-Stadt in ihrer spezifischen urbanen Zwischenzone zu einer Art von Kanal-Stadt reifen - mit reizvollen Perspektiven, wie wir sie auch von Städten in den Niederlanden oder in Dänemark her kennen!
Dass sich die Baumaßnahmen von 1920/22 auch inhaltlich gelohnt hatten, erwiesen die folgenden Jahre: Seit 1922 ist die Sulz in Berching kaum mehr über ihre Ufer getreten! Ausnahme machte am 7. Juli 1975 nach sintflutartigen Regenfällen ein Hochwasser, das erneut bis an die Kirchentür der Stadtpfarrkirche schoß. Doch diesmal kam das Wasser von Gredinger Tor herein, wo es sogar die Pflastersteine ausspülte. Mit der Fertigstellung des Main-Donau-Kanals im Jahr 1992, einer noch weitaus größeren Kanal-Baumaßnahme des Bundes, waren weitere Überschwemmungen des Sulztals bei Berching nicht mehr möglich. Heute fließen die Hauptwasser der Sulz nördlich von Berching in den großen Kanal - etwas südlich des Dürrloh-Speichers, wo zwischen den Schleusen Berching und Bachhausen ein Wendebecken für Schiffe angelegt wurde. Der hydraulische Abfluss bzw. das Streich-Wehr, das dort errichtet ist, öffnet bei einem Sulzabfluss von mehr als 13,5 Kubikmetern pro Sekunde und reguliert damit relativ fein und effektiv die Wasserführung des Flusses. Eine Überschwemmung Berchings wie in alten Zeiten ist damit nicht mehr möglich, auch unabhängig von der historischen Hochwasserverbauung. Theoretische Berechnungen haben ergeben, dass selbst ein sog. Katastrophenhochwasser mit einem Abfluss von 28 Kubikmetern oder ein sog. Jahrhunderthochwasser mit 20 Kubikmetern pro Sekunde Berching nicht mehr gefährden würde. Damit hat sich die alte Problematik heute eher umgekehrt: Waren die Wasserstände der Sulz früher zu Regenzeiten viel zu hoch, so führt der Fluss inzwischen in Trockenzeiten viel zu wenig Wasser!
Unter rein technischen Aspekten ist die Hochwasserverbaung von Berching also heute nicht mehr nötig. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Mauerzüge und der durch sie gesäumte Kanal wegen der Vollständigkeit, Einheitlichkeit und Harmonie ihrer Ausführung ein aus Berching nicht weg zudenkendes, inzwischen äußerst schützenswertes bauliches Ensemble aus der Hand des Bürgermeisters Josef Plank bildet, dem deswegen sogar eine Straße gewidmet wurde. Das Altstadt-Ensemble der Hochwasserverbauung gehört deshalb in die oberste Kategorie schützenswerter Bauten in Berching, auch wenn das Landesamt für Denkmalpflege - zuletzt um 1975 tätig! - wie an so vielen anderen Stellen der Stadt eine entsprechende Klassifizierung versäumt hat. Zu keinem Zeitpunkt waren hier noch grundlegende Änderungen vorgenommen worden, wenn man von einer verkehrstechnisch notwendigen Verbreiterung der Johannisbrücke in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts absieht. Auch hierzu eine Aufnahme:
Der Zustand der Hochwasserverbauung heute: Verwahrlosung!Trotz der besagten Vorzüge ist es heute mit der Hochwasserfreilegung von 1920/22 nicht zum Allerbesten bestellt.Begeben wir uns auf eine kleine Besichtigungs-Tour: Wir beginnen im Nordosten der Innenstadt, an der Ecke des Stiegler-Anwesens, dort, wo sich einst die Nordwest-Ecke des karolingischen Königshofes befand. Wie man auf der folgenden Aufnahme erkennt, sind in Höhe des Caritas-Altenheimes die östlichen Mauerzüge der Verbauung auf eine gewisse Strecke noch relativ gut erhalten, da hier in früheren Jahren Restaurierungsmaßnahmen stattgefunden haben. Hier liegt auch einer der gemauerten Einstiege, die es ermöglichen würden, über kleine Plattformen Kahnpartien im Kanal zuzulassen, bis hinunter zum Kufferpark. Dazu mehr weiter unten. Damit hat es sich allerdings bereits mit der Instandhaltung.
In bereits viel schlechteren Erhaltungszustand präsentiert sich die westliche Ufermauer. Hier hat man versäumt, den Kantenbewuchs in Zaum zu halten. Die relativ großen Büsche gefährden inzwischen mit ihrem Wurzelwerk die Mauerkrone.
Je weiter südlich wir uns auf dem Ufersteig bewegen, desto dichter wird diese unpassend-gefährliche Vegetation. An mehreren Stellen ist das Mauerwerk durch seitliche Auswüchse von Bäumen bereits schwer beschädigt. Die ganze Uferzone macht einen äußerst ungepflegten Eindruck, der Wasserstand ist viel zu niedrig.
Die östliche Fußgängerpassage ist eine der wenigen Wegstrecken in Berching, die für einen rollstuhlgerechten Plattenbelag geeignet wäre. Immerhin ließe sich damit von Rollator- oder Rollstuhlfahrern die ganze nördliche Vorstadt mit ihrem historischen Pflaster umgehen - vom Neumarkter Tor bis zur Johannisbrücke. Wie problematisch, ja unmöglich es ist, derartige "barrierefreie" Zonen in das Kopfsteinpflaster-Ensemble der Altstadt selbst hinein zu verlegen, haben wir bereits in einem anderen Artikel deutlich gemacht: [Link] Das Geländer des Steigs ist in Ordnung und passt sich harmonisch in den Altstadt-Aspekt ein! Ein schöner Spazierweg!
Die Betonbrüstung der Sulzbrücke am Mädchenschulhaus (einst der Schulschwesternsteg) ist unschön und gehört dringend zurückgebaut bzw. durch ein historisierendes Eisengeländer ersetzt (etwa analog zum abgebildeten Zaunfeld unten).
Hinter dem ehemaligen Gasthof Post befindet sich der malerischste Teil der Sulz-Passage vor der Johannisbrücke, wozu am meisten die verwinkelten Gebäude sowie die teilweise aus Holz bestehende, historische Scheune sowie der Gartenbewuchs im Westen beitragen. Auch diese Partie gehört unter besonderen Ensembleschutz gestellt! Allerdings ist auch diese Kanal-Strecke völlig verwildert. An kaum einer anderen Stelle wird so deutlich wie hier, welches Desinteresse am Erhalt und der Pflege der historischen Substanz Berchings besteht. Inwieweit Kompetenzkonflikte der Stadt mit anderen Behörden (Wasserwirtschaftsamt?) vorliegen, ist uns allerdings nicht bekannt. An dieser Stelle wird besonders deutlich, dass die Wasserführung der Sulz im Gegensatz zu früher viel zu niedrig ist: Der Bachgrund liegt im Sommer frei! Die unbenetzten Ränder des Flussbetts geben einer ungebremst wuchernden Vegetation Platz, die wiederum die Mauersockel stark gefährdet. Die Problematik sollte eigentlich auffallen und sofortige Konsequenzen für den Rückstau der Sulz nach sich ziehen, doch ist bisher nichts in dieser Richtung geschehen.
Ein um mindestens einen Meter erhöhter Wasserstand der Sulz ist nötig, und die Bewuchsproblematik hätte sich von allein erledigt!
Unmittelbar vor der Johannisbrücke bietet sich eine reizvolle "Monokel-Optik", die leider von den störenden Büschen zum Teil verdeckt wird. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an das Stimmungsbild weiter oben. Hinter dem rechten Brückenbogen, der nur auf der unteren Aufnahme zu sehen ist, mündet der Stadtbach.
Würde der Pegel der Sulz nur hoch genug gehalten, wäre in Bereich des gesamten Kanals die reizvolle Anlage von Seerosenfeldern möglich. Dies nur als Hinweis darauf, mit welch einfachen Mitteln die Stadt Berching zu verschönern wäre, wenn man nur wollte.
Es folgen nun Aufnahmen von der Kanal-Partie südlich der Johannisbrücke. Damit tangieren wir auch den sog. Kuffer-Park, der demnächst in großem Umfang umgebaut werden soll und damit die gesamte Sulzpartie verändert.
Hier ist die Hochwasserverbauung niedriger gehalten als im nördlichen Bereich und wegen des Wildwuchses mit den bloßen Augen inzwischen kaum mehr auszumachen. Wie oben eine historischen Aufnahme gezeigt hat, hat vor allem im nördlichen Abschnitt des Kuffer-Parks seit jeher zusätzlich ein höherer Erdwall bestanden, der von einer ufernahen Baumreihe durchwurzelt und gefestigt war. Diese Baumreihe hat man in einer unverständlichen Blitzaktion des Jahres 2014 beseitigt. Würde die Sulz, wie dringend benötigt, um etwa einen Meter aufgestaut werden, entstünde hier ein kleiner Stadtsee, dessen Wasserspiegel knapp unter der Mauerkrone zum Liegen käme, womit sich alle "Renaturierung" zu einem Stadtstrand erübrigte. Was es mit dieser "Renaturierung" inhaltlich auf sich hat, dazu mehr weiter unten.
Abschließend stellen wir nochmals zwei der bereit gezeigten Bilder in Kontrast, um deutlich zu machen, wie sehr heute die historische Hochwasserverbauung und die dazu gehörige Sulz-Strecke vernachlässigt und verwahrlost ist:
Die heutigen Mängel lassen sich wie folgt zusammenfassen: Zu niedrige Wasserführung, hochgradig bestandsgefährdete Mauerabschnitte, ungepflegtes, verwildertes Flussbett, Entwertung der einstigen Optik.
Wenn die Hochwasserverbauung heute nicht mehr als das wahrgenommen wird, was sie eigentlich ist, nämlich eine bautechnische Meisterleistung und ein Gesamtkunstwerk, dann nur wegen der zwischenzeitlich entstandenen Mängel! Bei dem Vergleich "früher-heute" wird die Fehlallokation von Mitteln und Resourcen in Berching augenscheinlich:
Während die kontinuierliche Pflege und Instandhaltung des historischen Bestandes seit Jahren sträflich vernachlässigt ist, ja nicht einmal ansatzweise die dazu gehörigen Strukturen und Projekte existieren, werden Millionenbeträge der Städtebauförderung in sogenannte "Impulsprojekte" des ISEK gepumpt, die niemand braucht und die sich bislang nicht nur als gänzlich überflüssig, ja sogar als höchst schädlich für den Erhalt des historischen Substanz von Berching herausgestellt haben. Siehe hierzu unsere Artikel über das zerstörte Pflasterzollhaus am Krapfentor [Link], über den unmöglichen Mehrgenerationen-Park im Schaidl-Garten [Link], über das hochgradig gefährdete Kopfsteinpflaster von Berching. [Link] Hier an der Sulz wird wie an vielen anderen Stellen der Altstadt, auf die wir demnächst in weiteren Artikeln eingehen, deutlich, woran es eigentlich mangelt: Nicht an externen Stadtplanern, an Stabstellen in der Verwaltung, an Architekten und Baufirmen - kurz an Schreibtischtätern -, sondern schlichtweg an einem festen Team städtischer Facharbeiter, die ständig unterwegs sind, um die Bestände und die besonders schützenswerten Abschnitte der Stadt zu pflegen, instandzuhalten, zu verschönern:
Gärtner, Maurer, Maler, Arbeiter. Mit solchen Leuten und geringsten Materialaufwand wären bereits größte Effekte zu günstigsten Preisen erzielen! "Outsourcing" an externe Firmen kommt dagegen am Ende immer teurer - und in der Regel viel zu spät!
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Erster Akt: Die Attentatspläne Sommer 2014
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Das ISEK-"Impulsprojekt" am Kuffer-Park - ein Attentat auf die Stadt Berching!Zu einem mag die im Vorkapitel geschilderte Vernachlässigung der historischen Hochwasserverbauung gut sein: Wenn die Substanz nur weit genug geschädigt ist, dann liegt endlich ein Entschuldigungsgrund dafür vor, sie ganz beseitigen zu dürfen! Effekte dieser Art sind aus unserem Vorleben bestens bekannt. Genauso soll es jetzt kommen! Die Komplett-Zerstörung der westlichen Hochwasserverbauung in Höhe des Kuffer-Parks steht jetzt, im August 2014, unmittelbar bevor! Und wenn die Flussbarben der Sulz nicht gerade Schonzeit hätten, dann wäre das Frevelwerk bereits vollzogen! Die schönste Handarbeit unserer Vorväter ist sozusagen durch Vernachlässigung bereits "sturmreif geschossen"! Dabei ist jedoch völlig klar: Wer das Denkmal-Ensemble der Hochwasserverbauung vorsätzlich vernachlässigt oder ohne triftige Gründe daran Hand anlegt, verstößt nicht nur klar gegen die Gestaltungssatzungen der Stadt, sondern bricht auch die einschlägigen Paragraphen des Denkmalschutzgesetzes, die den Ensembleschutz betreffen!
Zur Erinnerung die einschlägigen Regelungen und Paragraphen:
"Der Ensembleschutz richtet das Augenmerk auf das äußere Erscheinungsbild einer Anlage, wobei auch der affektive Wert der Objekte eine Rolle spielen kann. Dies bedeutet, dass es sich bei Ensembles in der Regel um mehrere miteinander in Beziehung stehende Objekte oder um eine Verbindung von architektonischen Elementen mit Elementen der Natur- oder Kulturlandschaft handelt." (Definition Ensembleschutz)
"Die gewachsene Gestalt der Altstadt von Berching in ihrer unverwechselbaren Eigenart und Eigentümlichkeit zu erhalten und zu schützen, zu verbessern und weiter zu entwickeln ist eine Aufgabe von kultureller Bedeutung und wichtiges Sanierungsziel... Alter Bestand ist zu erhalten und zu pflegen..." (Gestaltungssatzung der Stadt Berching)
"Zu den Baudenkmälern kann auch eine Mehrheit von baulichen Anlagen (Ensemble) gehören, und zwar auch dann, wenn nicht jede einzelne dazugehörige bauliche Anlage die Voraussetzungen des Absatzes 1 erfüllt, das Orts-, Platz oder Straßenbild aber insgesamt erhaltungswürdig sind." (Bayerisches Denkmalschutzgesetz, Artikel 1, Absatz 1)
"Die Gemeinden nehmen bei ihrer Tätigkeit, vor allem im Rahmen der Bauleitplanung, auf die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, insbesondere auf die Erhaltung von Ensembles, angemessen Rücksicht." (Bayerisches Denkmalschutzgesetz, Artikel 3, Absatz 2)
Wie wenig beim Impulsprojekt "Kuffer-Park" die historischen Belange Berchings berücksichtigt und welche Chancen dabei versäumt sind, machen wir nachfolgend deutlich: Zum Verständnis dessen, was hier demnächst vollzogen werden soll, ist es jedoch notwendig, sich erst einmal mit den Grundgegebenheiten der Vormauer-Zone, so wie sie sich aus der Historie ergeben, auseinanderzusetzen. Werfen wir dazu einen Blick in den königlich-bayerischen Urkataster von ca. 1820, der im Grunde genommen die Disposition wiedergibt, die seit der Erbauung der Johannisbrücke, des Bürgerspitals und des Mittleren Tors um 1350, d. h. seit mindestens 650 Jahren, gegolten hat. Vergleichen wir damit die Veränderungen, die sich durch den Hochwasserkanal der Sulz von 1922 ergaben und fassen wir dabei auch einige aus obigen Fotografien abgeleitete Erkenntnisse zusammen:
Die Entwicklung der Vormauer-Zone im Verlauf von 6 Jahrhunderten:
Dies ist die Disposition, wie sie über Jahrhunderte zwischen Sulz und Stadtmauer bestanden hat. An ihr haben sich alle geplanten Umbaumaßnahmen zu orientieren und zu messen. Grundlegende Abweichungen sind wegen der notwendigen Einhaltung des Ensembleschutzes hier nicht statthaft.
Nun zu den Veränderungen der Jahre 1920 bis 1922:
Worauf es an dieser Stelle aber besonders ankommt, ist Folgendes: Die westliche Uferzone der Sulz wurde durch die Hochwasserverbauung so gut wie nicht verändert, und dem war auch gut so. Der Baumeister Johann Baptist Netter hatte ein gutes Gespür dafür, dass man trotz der unabdingbar gewordenen Veränderungen an dem Landsockel, auf dem die wuchtige Stadtmauer stand, nicht knappern dürfte, weil sonst deren ganze Funktion entwertet worden wäre.
Wir nennen das Ensembleschutz par excellence! In dieser Grundverfassung existiert die Anlage bis heute: Es besteht weiterhin der schon zur Gründung der Stadt vorhandene, weitgehend rechteckig gehaltene, ca. 25 Meter breite und 2 bis 3 Meter hohe Landsockel. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es hier auch noch einen Linear-Graben und Linear-Wall, auf dem eine Obstbaumreihe stand. Diese Gestaltung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg völlig unnotwendigerweise der Anlage eines Parks geopfert, denn nun auch ein asphaltierter Spazierweg an völlig unpassender Stelle durchzieht. Dadurch ist der Park-Aspekt aktuell entwertet. Eine ISEK-Maßnahme an dieser Stelle sollte sich hier an einem Rückbau zum früheren Zustand orientieren! Wie das geht, dazu ein Vorschlag weiter unten! Ungeachtet der genannten Einschränkungen machen wir uns die Ausstrahlung des gesamten Ensembles bewusst: Wenn heute die Fremden aus Häuserreihe der Vorstadt das erste Mal auf die Johannisbrücke mit dem Pettenkofer'schen Nepomuk treten, dann fällt als erstes ihr Blick über die Brückenmauer auf dieses schönste und doch weitgehend authentisch gebliebene Wehrmauer-Ensemble Berchings, wobei die Nepomuk-Statue einen schönen Vordergrund und das Mittlere Tor und das Stadtmuseum zur Rechten einen zusätzlichen geschmackvollen Rahmen abgeben. Dies ist das würdige und ernste, ja fast feierliche Antlitz unserer mittelalterlichen Stadt, dem früher lediglich die blühenden Obstbäume an schönen Tagen eine zusätzliche heitere Note gaben! Diese Vormauer-Zone, an der sich der historische Gehalt der Stadt einmalig mit der alt-regulierten Wasserzone der Sulz vereinigt und zu einem Gesamtbild verdichtet, ist, wenn sie nur entsprechend in Szene gesetzt würde, jener Ort, der fast reflexartig das Staunen, das "Oh wie schön" der Besucher auslöst. Hier treffen sich angemessen Hochzeitgesellschaften zum gemeinsamen Foto, hier defilierten alte Schulfreunde beim Klassentreffen, hier ist der Ort für Erinnerungsfotos sonstiger Art. Hier beleidigt bei sachgerechter Gestaltung nichts das Auge des Betrachters, hier herrscht zeitlose Erhabenheit! Es handelt sich um die "Schokoladenseite" der alten Stadt! Wer jedoch an dieser Stelle mit fixen Ideen die gesamte, stille Partie zum Rummelplatz und zur Halligalli-Zone postmoderner Prägung umbaut, wie jetzt geplant, zerstört nicht nur die alte Idylle, sondern er demonstriert auch sein gänzliches Unverständnis für die Stadt Berching und das Wesen der Vormauer-Zone!
Betrachten wir nun die Vorplanung des ISEK-Projektes für den Kuffer-Park, so wie es uns in wenigen Wochen droht:
Der Stadtplaner, der für das oben abgebildete Impulsprojekt am Kuffer-Park verantwortlich zeichnet, demonstriert mit seinen Entwurf, dass auch er nichts, rein gar nicht von Berching und der Vormauer-Zone an der Sulz verstanden hat - weder die Geschichte, noch den historischen Gehalt, noch das innere Wesen dieses Landsockels!
Vergewaltigung des innerstädtischen Sulz-Kanals durch falsche Uferkantenführung kann man so etwas nennen, aber nicht "Renaturierung"! Statt dass er den Fluss und die Uferzone der Hochwasserverbauung in Szene setzt, von der aus allein die Stadtmauer in der gesamten Länge sinnvoll betrachtet werden kann, degradiert der Planer den weiter abgesenkten Flusslauf zum belanglosen Rinnsal und rückt den Spazierweg viel zu nahe an die Stadtmauer heran!
Den Erbauern der Hochwasserfreilegung wären diesen entscheidenden Basisfehler nie passiert: Sorgfältig hüteten sie die westliche Wasserkante der Sulz, um die Funktion und den Aspekt der Vormauer-Zone nicht zu beschädigen!
Vollends demaskiert sich der Dilettantismus dieser Planung, wenn man berücksichtigt, dass alle künftigen Aktivitäten der Menschen immer mit dem Rücken zu der Struktur erfolgen, die es eigentlich als Blickfang in Szene zu setzen gilt:
Kurz und bündig:
Der Blick wendet sich durch alle neu enstandenen Un-Strukturen immer nach Osten statt nach Westen: Die majestätisch-mittelalterliche Wehrmauer mit ihren Türmen gerät in diesem Mischmasch verschiedener Länderstile, von Waikiki über Tibet bis nach Griechenland, zur unbeachteten Rückwand, zum Toiletten-Hinterausgang, zu gänzlichen Nebensächlichkeit. Stattdessen fokussiert das Auge des Betrachters, wo immer er sich auch befindet, auf den gerade zerfallenden Komplex des alten Postgebäudes gegenüber resp. auf dessen Rückseite! Welch grandiose Fehlperspektive! Auch dieses Grundübel scheint dem Planer bei seinem krampfhaften Versuch, eine "renaturierte" 0815-Park-Szenerie von der Designer-Stange in einen engen und dafür gänzlich ungeeigneten Raum zu quetschen, entgangen zu sein!
Diese Architektenarbeit hat gänzlich das Thema verfehlt und ist inhaltlich ungenügend: Note 6!
Wir fassen die verhängnisvollen Folgen für Berching nochmals zusammen:
Die alte, trutzige Stadtmauer wird entwertet und verhöhnt, der ehemalige Streuobst-Garten davor wird zerstückelt und er degeneriert zum Rummelplatz. Große Teile der historischen Hochwasserverbauung werden unnotwendigerweise zerstört. Statt Blickfang für Touristen, statt Treffpunkt für Bankette, Empfänge und Standkonzerte, statt Würde, Ernst und Feierlichkeit - nun Ballermann à la Berching, das verwaiste Amphitheater und die Tibetbrücke ein Platz für nächtliche Gelage, Halligalli mit leeren Flaschen und Hundekacke am Sulzstrand! Der historische Gehalt der Vormauer-Zone ist entgegen allen Regeln und Gesetzen ein für alle mal zerstört! Mit dieser Planung riskiert die Stadt das größte Desaster, die größte Geschmacklosigkeit ihrer Geschichte! Nicht nach inneren Notwendigkeiten, wie sie z. B. die Hochwasserverbauung noch geprägt hat, sondern ausschließlich nach dem Lust-und-Laune-Prinzip des Machers ist dieser unsäglich primitive Plan entstanden! Eine potentielle archäologische Fundstelle komplett zerstört! Und das Schlimmste dabei: Gäbe es nicht die Barben in der Sulz, die gerade Schonzeit haben, dann wäre das Desaster bereits passiert!
Martin Luther sagte einst: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!"
Wo liegen die Alternativen?Eine adäquate Gestaltung wäre so einfach, wenn man sich nur auf die Vergangenheit und den Wert dessen, was man bereits früher hatte, rückbesinnen würde:
Es folgt ein eigener Plan-Entwurf unter Berücksichtigung des Ensembleschutzes, Wahrung der Hochwasserverbauung, Reaktivierung des alten Streuobst-Wallgrabens und Berücksichtigung der Notwendigkeit ztum Rückstau der Sulz:
Wir sind überzeugt davon, dass sich durch die Wasservögel, die Gelegenheit zur Kahnfahrt und durch die nachts illuminierten Flusspartien alsbald ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt entwickeln würde. Die Menschen genießen die bezaubernde Vormauer-Atmosphäre, ohne dabei die Mauer aus den Augen zu verlieren. Der historische Aspekt ist adäquat gewahrt! Dieses Szenario gäbe auch ein würdiges Bindeglied zum barocken Museumsgebäude ab: Hier ist ein Ort für Hochzeitsgesellschaften, Empfänge, Bankette, Platzkonzerte. Sozusagen in der besten Stube Berchings! Und nachts würde eine dezente, aber effektvolle Beleuchtung der Johannisbrücke, der Hochwassermauern und der Wege zu beiden Seiten der Sulz die jungen und alten Pärchen zum Bummeln und Kuscheln einladen! Und das Beste dabei: Keine historische Struktur wird dabei zerstört! Der Ensembleschutz bleibt komplett gewahrt! Und noch etwas: Das Ganze kostet einen Bruchteil des jetzt geplanten Zerstörungswerkes! Abschließend zwei Simulationen, die die Situation verdeutlichen sollen. Wir bitten, die Mängel unser zeichnerischen Laienarbeit zu entschuldigen; er geht lediglich um die Darstellung des Grundprinzips!
So ungefähr könnte der Kuffer-Park aussehen:
AussichtenDie Zeit läuft und die Schonzeit der Barbe ist bald zu Ende! Ein persönliches und ungeschminktes Wort zum Schluss:Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass die hier ausführlich in ihrer Insuffizienz geschilderte ISEK-Planung für den Kuffer-Park nicht durchgeht, und dass sich auch im Stadtrat so mancher klar macht, wie unsinnig es ist, sich die Verantwortung dafür umzuhängen! Falls aber doch jemand damit kommt, es sei alles viel zu spät, da seien bereits Verträge abgeschlossen, die jetzt einzuhalten ist etc., ein Tipp unsererseits: Ziviler Ungehorsam und unkonventionelle Methoden sind angesagt, wenn eine Jahrhundert-Fehlentscheidung verhindert werden muss und alle anderen, "amtlichen" Stricke versagen! Deshalb ein Appell an die Stadträte: Besser umkehren, bevor es zu spät ist! Der politische Instinkt sollt es an sich gebieten. Mit der jetzigen Kuffer-Park-Planung kann sich keine Partei profilieren, allenfalls blamieren! Ein weiterer Appell an die mit den Arbeiten beauftragte Firma Englmann:
Respektieren Sie bitte die bautechnische Leistung Eurer Vorgänger der Jahre 1920 bis 1922 und weigern Sie sich, die grandiose Arbeit der Hochwasserverbauung zu zerstören! Weigern Sie sich, den abwegigen ISEK-PLan zum Kuffer-Park, der jedem vernünftigen Baumeister das Blut in den Adern gefrieren lässt, in die Tat umzusetzen! Ganz Berching wird Ihnen diese uneigennützige Großtat danken! Und ein letzter Appell an die Mitbürger/innen von Berching: Helft mit, dieses gigantische Unsinns-Projekt am Kuffer-Park zu verhindern! Rührt Euch und meldet Euch lautstark - im Rathaus, bei der Presse, und - wenn's sein muss - auch auf der Straße! Ihr seid der eigentliche Souverän - und mit Euren Steuergeldern der Finanzier des Ganzen! |
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Nachtrag vom 27.08.2014:
Daher weht der Wind!Zunächst nochmals zur Geschichte unserer Stadt: Ehe um das Jahr 1200 herum die erste eichstättische Planstadt Berching westlich der Sulz in einer Feucht- und Überschwemmungszone angelegt wurde, was es notwendig, das gesamte Areal trocken zu legen bzw. für das projektierte Stadtterrain zu einem rautenförmigen Podest aufzuschanzen. Verwendet wurde hierzu das Aushubmaterial der Umgebung, wodurch ein drainierender Doppelgraben entstand, der wegen der Menge des benötigten Materials ungewöhnlich tief und breit ausfiel. Der Fortifikation der künftigen Stadt war dies allerdings mehr als dienlich. Nördlich des neuen Stadtareals wurden die beide Sulz-Arme - die eigentliche Sulz und die sogenannte Altach - in ein einziges Bett vereinigt. Sie floss künftig in begradigtem Lauf und von seitlichen Uferwällen und Knüppeldämmen gesichert zwischen der rechteckigen Vorstadt und der neuen Weststadt hindurch. Ein gewaltige Leistung war es damals, die notwendigen Erdbewegungen in der ehemaligen Sulz-Aue durchzuführen! Die Erbauer der Stadt entschieden sich ganz bewusst gegen einen quadratischen Grundriss derselben, weil sie genau wussten, dass durch die fortbestehende Überflutungszone des aufgehobenen bzw. nach Osten verlagerten Flussarms zu Regenzeiten weiterhin Wasser die Stadt von Norden her bedrohten. Um die künftige Nordost-Ecke der Stadt nicht durch Unterspülung zu gefährden, modifizierte man die Disposition des neuen Landsockels und leitete alle anflutenden Wasser elegant an der Stadt vorbei nach Osten. So gewann die neue Stadt ihre spezifische rauten- oder trapezförmige Gestalt, die sie heute noch besitzt. Auch dies verrät das Können der einstigen Erbauer! Zu Verdeutlichung der Situation werfen wir nochmals einen Blick in den königlich-bayerischen Urkataster, der die ursprüngliche Disposition mit den doppelten Wall-Gräben noch sehr gut wiedergibt:
Notabene:
Dies nochmals herauszuheben, war uns ein Anliegen, ehe wir uns nun ein nur wenigen Personen in Berching zugängliches Dokument vornehmen. Es handelt sich sozusagen um die Handlungsanleitung des ISEK vom Mai 2013, mit folgendem Namen:Noch ehe die Obere Stadt Berching westlich der Sulz überhaupt erbaut wurde, war die Sulz aus ihrer natürlichen Lage verdrängt und gedämmt, sozusagen "denaturiert" und domestiziert worden! Ausgerechnet diesen Jahrhunderte alten, künstlich zusammengefassten und begradigten Flusslauf, der unauflöslich zum historischen Gehalt der Stadt Berching gehört, will jetzt ein/eine Stadtplaner/in des Jahres 2013 nach einem 0815-Strickmuster "renaturieren" - ohne sachliche Notwendigkeit, sondern aus Gutdünken und billigem Zeitgeschmack heraus - eben deshalb, weil es gerade "in" ist und die zugehörigen Fertig-Module bereits im CAD-Baukasten existieren! Welche Anmaßung und Oberflächlichkeit, gepaart mit Verkennung der historischen Notwendigkeiten! Wenn in Berching jemand korrekt die Sulz "renaturieren" wollte, dann müsste er schon die ganze Stadt inklusive ihres rautenförmigen Landsockels abreissen, um sozusagen den Urzustand der Natur wieder herzustellen! Wir hoffen dies ausreichend verdeutlicht zu haben. Halten wir fest: Was auch immer man an der Sulz vorhat, es handelt sich dabei um eine Pseudo-"Renaturierung"! Sämtliche Magistrate der Stadt seit Anbeginn ihrer Existenz bis zum heutigen Tag haben sich einen solchen Unfug erspart! In diesem Geheft von ca. 150 Seiten, das wir nach und nach in toto analysieren werden, finden sich die Ausgangspläne für die Pseudo-"Renaturierung" der Sulz. Was man dazu ab Seite 120 nachlesen und nachsehen kann, übersteigt die schlimmsten Befürchtungen - und das Ausmaß der Zerstörung unserer Vormauerzone am Kuffer-Park, die wir mit obigem, der Presse entnommenen Entwurf vorgestellt haben! Betrachten wir dazu folgende Auszüge aus der Mappe, die wir in zwei Einzelbildern zusammengefasst haben:
Werfen wir zunächst einen Blick auf den Plan links oben: Der Kuffer-Park wird hier zusätzlich durch einen künstlichen Spielkanal durchzogen, der viel zu nahe an die Stadtmauer herangeführt wird und den Landsockel der Vormauerzone fuchsbauartig zerfrisst. Die Stadtmauer ist dadurch noch mehr in ihrer Funktion und Würde entwertet als auf obigem Plan! Obendrein findet sich ein unschön verwinkeltes System aus kantigen Holzstegen, das erneut die unauflöslich zum Mauer-Ensemble gehörige Funktion des Vormauer-Sockels auflöst, ja diesen geradezu in ein Chaos stürzt. Daneben finden sich etliche künstliche Inselchen der Sulz, die an dieser Stelle nie zuvor existiert haben und völlig unorganisch wirken. Wenn diese Kunstinseln nicht beim ersten Hochwasser weggespült werden sollen, dann muss man sie wohl einbetonieren. Beim Niedrig-Wasserstand zu Normalzeiten degeneriert die Sulz dagegen noch mehr zum unbedeutenden Rinnsal, als auf obigem Plan zu erkennen. Schleierhaft ist es, wie die ISEK-Planung bei einer solchen Entwertung eines Flusslaufs sich zu Begriffen wie "Naturerfahrung", "Erhaltung der in der Sulz lebenden Fische", "Naturbeobachtung" versteigen kann. Nichts davon wird in dieser unerträglich ausgetrockneten und verstümmelten Sulz mehr möglich sein!
Die volle Tragik dieser Fehlplanung wird allerdings erst dann deutlich, wenn man die sonstigen Ziele und Absichten der Stadtplanung vergleicht: An diversen Stellen wird z. B. in der Innenstadt versucht, mit den kantigen Linien und Winkeln der Moderne und Postmoderne, die im historischen Innenstadtbereich von Berching wenig zu suchen haben, zu operieren, z. B. bei der Planung des zentralen Straßenkreuzes oder bei der absolut unpassenden Intergration eines rechteckigen Wassertretbeckens in den sanft geschwungenen Stadtbach. Aber dort, wo nun wirklich "moderne" Linearität auch aus historischen Gründen angesagt wäre, nämlich im gesamten Grüngürtel um die Stadtmauern herum (z. B. durch Wall-Gräben oder Obstbaumreihen) - dort wird die Gelegenheit versäumt und stattdessen eine läppisch-unnatürliche Pseudo-Natur mit unzähligen Schwingungen und Verwinkelungen kreiert! "Passt wie die Faust auf's Auge", möchte man resümieren! Damit hätten wir einen der kapitalen Grundfehler dieser ISEK-Planung beschrieben - ein Manko, das an sich die sofortige Konsequenz nach sich ziehen müsste, diese Pläne einzustampfen! Der negative Eindruck verdeutlicht und verdichtet sich auch bei den beiden anderen, oben abgebildeten Entwürfen: Wie der Plan zur Rechten zeigt, soll sich die fixe Idee der "Renaturierung" auch nördlich der Johannisbrücke fortsetzen. Dass sich aus den künstlich gesetzten Uferbänken nicht anderes als ein ungebremster Wildwuchs entwickelt, wissen wir schon heute. Es liegt aber möglicherweise auch ganz in der Absicht der Planung:
Denn es geht im Folgenden darum, die historische Hochwasserverbauung von 1920/1922
teils optisch, teil materiell zu eradizieren! Und das "mit Mitteln des Städtebaulichen Denkmalschutzes", wie es im Impressum des ISEK-Handbuches heißt! Es ist eine Zumutung, dass sich dieses Handbuch mit Mitteln des Denkmalschutzes finanzieren lässt, aber auf seinen 150 Seiten einen gelebten Denkmal- oder Ensembleschutz nicht kennt, an den entscheidenden Stellen nicht einmal mit Worten erwähnt und ganz nonchalant auch noch absolute Schutzobjekte wie ein historisches Krapfentor-Ensemble, einen großen Teil des historischen Kopfsteinpflasters oder nun der Hochwasserverbauung von 1920/1922 den eigenen Ambitionen opfert! So geniert man sich z. B. nicht, bei der historischen, nichtsdestotrotz störenden Hochwasserverbauung: "... die Mauern rückzubauen, in ihrer Höhe zu reduzieren oder etwas zu verlegen", um "die Sulz dadurch wieder stärker als belebendes Element Wasser in Berching" zur Geltung zu bringen. Es bleibt schleierhaft, wie man "Gewässerdynamik" erzielen will, wenn man einen weiter abgesenkten Wasserpegel der Sulz einplant (um die Inselchen zur Geltung zu bringen), anstatt den Wasserstand derselben anzuheben! Und bis zur Stampfermühle sollen dann wie beim Westufer des Kuffer-Parks die historischen Hochwassermauern ganz abgerissen werden - Denkmalschutz hin oder her! Unsinn in Vollendung ist auch die neue "Retentionsfläche" nördlich der Stadt, bei der Realschule. Um jeden Preis muss auch hier ein Fluss unreguliert aussehen, der seit 800 Jahren nur reguliert die Funktion der gesamten Weststadt gewährleistet hat! Mit dem folgenden Bild machen wir abschließend nochmals die absurd niedrig geplanten Wasserspiegel der Sulz deutlich! Außerdem erfahren wir hier von den Gerätschaften und Accessoires, die man für den schönsten Teil Berchings, für die Mauerpartie am Kuffer-Park, ausersehen hat:
Bei dem affigen Spielzeug für den Kuffer-Park verschlägt es einem vollends die Worte. Man fragt sich, ob der/die Planer/in bei diesem Kotau vor der Spaßgesellschaft von allen guten Geistern verlassen wurde! Was hat solcher Ramsch von der Stadtplaner-Stange vor der schönsten und würdigsten historischen Stadtmauer-Partie Berchings zu suchen? Nochmals: Weg mit dieser Horror-Planung zum Kuffer-Park, bei der sich abenteuerliche und abstruse Ideen mit dem völligen Unvermögen paaren, die eigentlichen Notwendigkeiten Berchings zu erkennen! Eine Partei oder Stadtrats-Fraktion, die solche Pläne politisch verantwortet und durchsetzt, wird sich mit Sicherheit übernehmen! Zumal dem eigentlichen Souverän, dem Wähler, nichts davon plausibel zu machen sein wird! Wir wissen bestens um die Stimmung in Berching! Also: Hände weg davon! Jeder kann sich einmal geirrt haben. Wichtig ist nur, dass man seinen Irrtum erkennt und rechtzeitig korrigiert! |
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